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05.04.2018

Epilepsie Telemedizin als Mittel gegen Unter- und Fehlbehandlungen

Stuttgart (pag) – In Deutschland leiden rund 640.000 Menschen an Epilepsie. Die medizinische Versorgung ist bundesweit jedoch nicht einheitlich gesichert und Epilepsiezentren, die eine genaue Diagnose und Therapie ermöglichen, nicht für jeden Patienten leicht zu erreichen. Die Telemedizin könnte in Zukunft helfen, diese Lücke zu schließen.

Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) hin. Fachärzte mit Expertise in der Versorgung von Kindern und Erwachsenen mit Epilepsie seien nicht in allen Regionen Deutschlands verfügbar. Aufgrund der teils weiten Entfernungen zum nächsten zertifizierten Epilepsiezentrum würden Patienten zudem zum Teil erst nach Jahren diagnostiziert oder erhielten keine spezialisierte Versorgung, erläutert Prof. Dr. Felix Rosenow, Leiter des Epilepsiezentrums Frankfurt Rhein-Main am Universitätsklinikum Frankfurt am Main.
„Erschwerend kommt hinzu, dass diese Patienten in der Regel nicht fahrtauglich oder durch Begleiterkrankungen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.“ So komme es bei vielen zu verspäteten oder fehlerhaften Diagnosen und zu einer entsprechenden Unter- oder Fehlbehandlung, bedauert der Experte. Die DGKN weist auf den dringenden Bedarf an strukturellen Maßnahmen zum Ausbau der Telemedizin in Deutschland hin. Hierdurch könne die flächendeckende Versorgung verbessert werden.
Zertifizierte Epilepsiezentren arbeiteten interdisziplinär und verfügten neben der fachlichen Kompetenz und Erfahrung auch über die notwendigen Diagnosemethoden wie speziell angepasste Kernspintomografie und Elektroenzephalografie (EEG). „In der Schlaganfall-Versorgung ist dank der Telemedizin bereits ein reger Austausch zwischen peripheren Kliniken und Schlaganfallzentren etabliert. Davon profitieren besonders die Patienten, die eher in ländlichen Regionen wohnen“, betont Rosenow. In der Epilepsie-Behandlung stecke die Telemedizin jedoch noch in den Kinderschuhen. „Um allen Epilepsie-Patienten in Deutschland eine gleichwertige Behandlung zu garantieren, müssen fachliche und administrative Probleme in der Telemedizin, die noch bestehen, erfasst und beseitigt werden.“

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