GKV-FinanzenTK-Chef Baas will Ausgabenmoratorium
Berlin (pag) – Fast jeder Dritte ist aktuell mit dem deutschen Gesundheitssystem nicht zufrieden (30 Prozent). So lautet das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Die Unzufriedenheit hat sich seit 2021 verdreifacht. TK-Chef Dr. Jens Baas nimmt die Gelegenheit zum Anlass, um klare Forderungen an die Politik zustellen: Die GKV-Finanzen müssten wieder ins Lot gebracht werden. Dazu gehört ein Ausgabenmoratorium.
Zu den Sofortmaßnahmen, die notwendig seien, um die Ausgaben zu begrenzen, zählt Baas insbesondere, die Arzneimittelrabatte „noch einmal höher zu legen“. Grundsätzlich sieht er bei Arzneimitteln, aber auch bei Hilfsmitteln eine ungebremste beziehungsweise dramatische Preisentwicklung. „Wir müssen an die Preisschraube heran.“
Auch die versicherungsfremden Leistungen stehen beim Kassenchef auf der Liste der Sofortmaßnahmen. Die GKV dürfe nicht länger als„Reservefinanzierungsmittel“ des Bundes herhalten.
Baas empfiehlt über diese Akuteingriffe hinaus eine kausale Therapie, um die GKV-Finanzen wieder in den Griff zu bekommen. Angesichts eines „völlig chaotischen und unorganisierten Systems“ hält er eine konsequente Patientensteuerung für unabdingbar. Diese sollte der Logik „digital vor ambulant vor stationär“ folgen. Konkret denkt Bass an ein Ersteinschätzungsinstrument, das Patienten in die richtigen Kanäle leitet und überall nach denselben Algorithmen funktioniert – egal, ob es sich um eine App auf dem Handy, den Empfang in der Arztpraxis, die Rufnummern 116117 und 112 oder die Notaufnahme handele. Der Hausarzt müsse dabei eine zentrale Rolle einnehmen. Baas räumt ein, dass es sich um eine „durchaus grundlegende“ Änderung des Systems handele, an der jedoch kein Weg vorbeiführe.
An Noch-Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) kritisiert er, dass dieser leider sein Versprechen, die Medizin zu entökonomisieren, erfüllt habe. Dies sei keine gute Sache, denn Ökonomie bedeute, nicht zu sparen, sondern Mittel sinnvoll einzusetzen.