Neue Alzheimer-TherapieTK wirbt für realistische Erwartungen
Hamburg (pag) – Anlässlich der erwarteten Zulassung eines neuartigen Medikaments (Wirkstoff Lecanemab) zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit mahnt die Techniker Krankenkasse (TK) zu realistischen Erwartungen. „Wir brauchen eine sachliche Debatte auf Basis evidenzbasierter Daten über die neue Alzheimer-Therapie", sagt ihr Vorstandsvorsitzender Dr. Jens Baas.
Der neue Alzheimer-Report der Kasse stellt erste Erfahrungen aus den Vereinigten Staaten vor, in denen das Medikament seit 2023 auf dem Markt ist. Experten zufolge ist es nur bei etwa zehn Prozent der an Alzheimer erkrankten Menschen einsetzbar. Gleichzeitig zeige die Datenlage, dass das Medikament das Fortschreiten der Erkrankung nur geringfügig für einen Zeitraum von einigen Monaten verlangsame. Baas glaubt daher, dass ein kluges Erwartungsmanagement dazu beitragen könne, allzu große Enttäuschungen zu verhindern. „Das Arzneimittel ist keine Wunderwaffe, die Alzheimer heilt.“ Zwar stelle die Therapie einen Fortschritt dar, da sie womöglich in den Verlauf der Krankheit eingreift und nicht nur ihre Symptome beeinflusst. Eine Behandlung mit dem Wirkstoff Lecanemab sei nach aktuellem Forschungsstand aber nur im Frühstadium sinnvoll.
Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), weist in dem Report außerdem darauf hin, dass bestimmte genetische Faktoren sowie Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder eine Unverträglichkeit gegenüber Antikoagulantien eine Behandlung ausschließen. Er prophezeit: „Nach der Markteinführung des Wirkstoffs wird das Gesundheitssystem vor der großen Herausforderung stehen, aus der Vielzahl der demenziell Erkrankten diejenigen zu identifizieren, die sich noch im Frühstadium befinden und keine Kontraindikationen aufweisen.“ Dennoch müsse dieser Weg gegangen werden. „Medizinischer Fortschritt erfolgt in kleinen Schritten und braucht kontinuierliche Forschung, neue Impulse und Zeit.“ Dabei müssten neue Erkenntnisse verantwortungsvoll kommuniziert und genutzt sowie gleichzeitig die Infrastruktur für eine qualitätsgesicherte Versorgung geschaffen werden, lautet sein Appell.