Direkt zu:

30.04.2025

TK-ZahlenTödliche Fehler im Verborgenen

Hamburg (pag) – Verwechselte Medikamente, falsch operierte Körperteile und Todesfälle: Über diese Spannbreite erstrecken sich Behandlungsfehler. Mehr als 6.400 Fälle melden Versicherte der Techniker Krankenkasse (TK) in 2024. Die Fehlerquote ist damit auf dem zweithöchsten Niveau der letzten zehn Jahre.

Insgesamt 6.431-mal vermuten Patienten einen Behandlungsfehler und melden ihn bei der TK. Vielleicht nur die Spitze des Eisberges. „Leider gibt es eine erhebliche Dunkelziffer von unentdeckten Fällen“, moniert TK-Vorstandsvorsitzender Dr. Jens Baas. Die Gründe: „Viele Patientinnen und Patienten trauen sich nicht, ihre Rechte einzufordern", andere wüssten nicht, wie sie diesen Schritt angingen. Im Vorjahr meldeten Versicherte sogar 6.509 Behandlungsfehler. 

Zwei Fachrichtungen verursachen über die Hälfte aller Behandlungsfehler. Statistischer Spitzenreiter ist die Chirurgie – in diesem Feld melden Versicherte 34 Prozent aller Behandlungsfehler. Weitere 18 Prozent verorten sich in der Zahnmedizin/Kieferorthopädie. Insgesamt 9 Prozent aller Fehlermeldungen kommen aus der Geburtshilfe/Gynäkologie.

Trotzdem Behandlungsfehler statistisch gesehen mehrfach täglich vorkommen, gibt es weder Meldepflicht noch Bundesstatistik. Nur von Patienten mitgeteilte Fehler tauchen in den unvollständigen Statistiken auf. Eine ungünstige Konstellation, kritisiert die TK und fordert eine verbindliche Meldepflicht. Erst systematische Auswertungen ermöglichten die Chance auf Besserungen. „Wir brauchen eine offene Fehlerkultur, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern“, mahnt Baas. 

Kommt es zu einem Prozess, dauert der oft viele Jahre. „Die Haftpflichtversicherungen setzen hier leider häufig auf Zeit und hoffen darauf, dass die Behandlungsfehler-Opfer irgendwann aufgeben“, ärgert sich Baas. Beispielsweise prozessiere die TK in ihrem ältesten Behandlungsfehlerfall bereits seit 17 Jahren vor den Gerichten. Das Ende? Nicht in Sicht. „Es wird höchste Zeit, dass der Rechtsstaat die Interessen der Opfer stärker in den Blick nimmt und die Verfahren beschleunigt", appelliert Baas. 

Verwandte Artikel