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17.09.2020

„Safe health workers, safe patients“ Traumatische Belastungen gefährden Patientensicherheit

Berlin (pag) - Durch die Corona-Pandemie ist das Thema psychischer und physischer Belastungen bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen enttabuisiert worden, sagt Prof. Reinhard Strametz, Generalsekretär des Aktionsbündnis Patientensicherheit. Anlass ist der Welttag der Patientensicherheit. Dieser steht 2020 unter dem Motto „Safe health workers, safe patients“.

Nicht erst seit der Corona-Pandemie leiden medizinische Fachkräfte unter traumatischen Belastungen. „Dies ist ein globales Problem, das lange vor COVID-19 bestand und sicher auch nach COVID-19 noch weiter bestehen wird“, sagt Strametz.
Bereits vor 20 Jahren prägte der US-amerikanische Internist Albert Wu den Begriff des Second Victim – eine behandelnde Person, die einen Patientenschaden verursacht hat und dadurch selbst traumatisiert wird. Untersuchungen unter Routinebedingungen vor COVID-19 aus Deutschland und anderen Ländern zeigen, dass sich sowohl bei Pflegenden als auch Ärzten bis zur Hälfte der Studienteilnehmer als Second Victim bezeichnen. Wiederum 10 bis 20 Prozent dieser zweiten Opfer berichten, sich bislang zumindest nicht vollständig von dieser Traumatisierung erholt zu haben.
Die Traumatisierung von Behandelnden verursacht neue Probleme für die Patientensicherheit: Müdigkeit, Stress, Hunger, chronische Erschöpfungszustände und Burnout. Diese führen Studien zufolge zu sinkender Reaktionsfähigkeit und höheren Fehlerraten. Wenn die Traumata nicht aufgearbeitet werden, können Depression, PTSD und Suizid die Folge sein. Oft scheiden die Betroffenen aus dem Beruf aus, was den Fachkräftemangel nochmals verschärft.

Strametz fordert daher neben Mundschutz und Kittel auch eine „psychische Schutzausrüstung“ für die Mitarbeitenden des Gesundheitswesens. Diese bestehe im Wesentlichen aus drei Maßnahmen: Erstens aus einer auf Mitarbeitersicherheit und Resilienz ausgerichteten Führung. Zum Zweiten aus einer psychosozialen proaktiven Unterstützung und drittens einer sach- und lösungsorientierten Aufarbeitung kritischer Ereignisse durch Gespräche oder Fallanalysen.

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