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08.03.2021

Corona Triage und Impfpriorisierung sorgen für Debatte

Berlin (pag) – Während die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) unklare Zugänge zur Covid-Impfung für Krebspatienten kritisiert, befasst sich der Gesundheitsausschuss des Bundestages mit Berichten über eine angebliche „Vor-Triage“ in Alten- und Pflegeeinrichtungen. Die Sachverständigen weisen solche Überlegungen strikt zurück und betonten das Recht auf Selbstbestimmung der Patienten.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, sagt, wenn auf Heimbewohner Druck ausgeübt würde mit dem Ziel, auf eine intensivmedizinische Behandlung zu verzichten, wäre das schwerwiegend und womöglich strafrechtlich relevant. Ein hohes Alter dürfe kein Grund sein, eine medizinische Behandlung zu verweigern. Er könne solche Vorfälle aber nicht bestätigen, weder Angehörige noch Pflegekräfte hätten dies an ihn herangetragen.

Ähnlich äußern sich der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, und die Patientenbeauftragte Prof. Claudia Schmidtke (CDU). Dusel sagt, das Thema Triage berühre den Kern des Wertesystems und sei aus medizinischer, ethischer und juristischer Sicht relevant. Ihm lägen aber keine konkreten Anhaltspunkte oder Fälle von „Vor-Triage“ vor.

Unterdessen bemängelt die DKG unklare und uneinheitliche Zugänge zur Covid-Impfung für Krebspatienten. Obwohl diese und andere Betroffene mit einer chronischen Erkrankung gemäß der Impfverordnung das Recht auf einen bevorzugten Zugang zu einer Impfung haben, seien die Zugangsregelungen für die Betroffenen auf Länderebene weitgehend unklar.

„Täglich erreichen uns Nachrichten von Betroffenen mit einem dringenden Impfbedarf, die noch nicht wissen, wie sie an ihre Impfung kommen“, berichtet DKG-Präsident Prof. Thomas Seufferlein. Die Gesellschaft fordert einen raschen, transparenten und bundesweit möglichst einheitlichen Zugangsprozess für Krebspatienten auf der Basis der aktuellen Corona-Impfverordnung.

Nach deren aktueller Fassung haben Menschen mit behandlungsbedürftigen Krebserkrankungen unabhängig vom Alter Anspruch auf eine Impfung in der zweiten Impfwelle. In den 16 Bundesländern werden derzeit unterschiedliche Regelungen für den Zugang zur Covid-19-Impfung diskutiert, zum Teil mit deutlichen Abweichungen von den Regelungen in der Impfverordnung, kritisiert die DKG.