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22.06.2020

Medizinischer Fakultätentag Universitätsklinika und Corona: Bewährungsprobe bestanden

Berlin (pag) – Beim virtuellen Medizinischen Fakultätentag (MFT) mahnt dessen Präsident Prof. Matthias Frosch Investitionen in moderne Dateninfrastrukturen an. Angesichts des aufgestauten Bedarfs dürfe bei aller Improvisationskraft der Universitäten deren Innovationskraft nicht aus den Augen verloren werden.

Universitätsklinika gelten als kritische Infrastruktur mit besonderen Anforderungen an die Datensicherheit – ohne dafür adäquate finanzielle Ausstattung zu haben, führt Frosch aus. Nicht nur für die aktuelle Erfassung der Pandemiesituation und der darauf aufbauenden Steuerung der Versorgung, sondern auch für die Forschung benötige man Investitionen in moderne Daten-Infrastrukturen.
Dem MFT-Präsidenten zufolge hat sich die Universitätsmedizin in der Coronapandemie „glänzend“ bewährt, nicht zuletzt weil in der Versorgung Grenzen überwunden und „Versäulungen im System“ aufgebrochen worden seien. Prof. Britta Siegmund, Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Klinikdirektorin an der Charité, hebt insbesondere die Bedeutung der Clinical Scientists bei der Bewältigung der Krise hervor. „Diese Spezies müssen wir langfristig in Deutschland erhalten.“ Prof. Christopher Baum weist auf neue Kontakte und Schnittstellen hin, die wegen Covid-19 geknüpft und etabliert wurden: Zwischen Hochschulen und Behörden bestehe ein „sehr konstruktiver Umgang“; auch die Schnittstelle Wissenschaft und Gesundheitsämter habe von der Krise profitiert, meint der Vizepräsident Medizin der Universität zu Lübeck. Als besonders bedeutsam stellt er heraus, dass die Krankenhäuser, die er als Aktionsplattform der Menschen beschreibt, nicht zur „Drehscheibe der Infektion“ geworden seien. „Wir haben gelernt, Kliniken modular umzustellen“, ergänzt Siegmund. Das sei durchorganisiert – die Kommunikation stimmt, die Plattformen stehen.
Baum spricht von einer guten Kultur, die man momentan erlebe. Die Politik habe entreguliert, es gebe mehr Freiräume. Sein Appell lautet daher: Das Vertrauen, das in der Krisensituation erworben wurde, gelte es jetzt zu kultivieren.