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09.09.2021

HPV Verbände stellen Maßnahmen für mehr Impfungen vor

Heidelberg (pag) – Die Impfraten gegen Humane Papillomviren (HPV) sind „erschreckend niedrig“, obwohl seit 15 Jahren eine Impfung für Mädchen und Jungen verfügbar ist. Zwei Maßnahmen könnten die Impfquoten erhöhen.

Weniger als die Hälfte der 15-jährigen Mädchen und nur ein „verschwindend geringer Anteil“ an Jungen ist vollständig gegen HPV geimpft, kritisieren die Deutsche Krebshilfe, das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Deutsche Krebsgesellschaft auf einem gemeinsamen Pressetermin. Etwa 7.700 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an HPV-bedingtem Krebs, der die Gebärmutter aber auch den Penis oder den Mund-Rachen-Raum betreffen kann. „Das wäre vermeidbar, wenn wir eine Impfquote von 80 Prozent erreichen“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Es fehle bislang jedoch an Strukturen und Strategien, die Kinder und Eltern automatisch an die Impfung erinnern.

Ein Grund für die niedrigen Impfquoten sind nach Einschätzung von Dr. Thomas Fischbach, Präsident vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die zu geringen Teilnehmerraten an den Untersuchungen U10 und U11 für Kinder im Grundschulalter. Diese werden nicht von allen Krankenkassen bezahlt. „Wir müssen Eltern schon bei der U9 darüber informieren, dass es weitere wichtige Untersuchungen gibt und das zusätzliche Checkheft für die U10, U11 und J2 stärker nutzen.“ Er fordert von den Krankenkassen, mehr für diese Untersuchungen zu werben. Kinder- und Jugendärzte sollten „jede Gelegenheit für die HPV-Impfung nutzen, die sich ergibt“.

Ein weiterer Hebel, um die Impfquote zu steigern, sei die Aufklärung in der Schule. „HPV wird in der Schule im Rahmen der Sexualkunde oft nicht thematisiert“, berichtet Dr. Heike Kramer, Vorstandsvorsitzende der Ärztlichen Gesellschaft für Gesundheitsförderung. Ihre Organisation besucht Schulen und führt dort ärztliche Informationsstunden für Schüler durch. „Unsere Evaluationen zeigen, dass das Wissen und die Impfmotivation dadurch signifikant und nachhaltig gesteigert werden können.“

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