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19.03.2021

Corona Verlässliche Gesamtstrategie zur Pandemiebewältigung fehlt
 

Berlin (pag) – „Die Corona-Pandemie wird oft als Digitalisierungsproblem wahrgenommen“, kritisiert Prof. Matthias Schrappe, Universität Köln. Dabei handele es sich um ein infektiologisches Problem, aber bei den Beratungsgremien fehle der aerztliche und pflegerische Sachverstand, kritisiert er auf der Plattform Gesundheit des IKK e.V.

Anstelle der gegenwärtig sehr panikgesättigten Befassung mit der Pandemie mahnt er eine rationalere Herangehensweise an. Unerlässlich dafür: Man braucht verlässliche Zahlen, aber „wir zählen nicht genau“. Neben validen Zahlen und Endpunkten müsste eine Bewältigungsstrategie neben den Kontaktbeschränkungen auch den Schutz der vulnerablen Gruppen umfassen – „auf zwei Beinen stehen“, nennt es der Internist, der früher stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen war.

Auch Hans-Jürgen Müller, Vorstandsvorsitzender des IKK e.V., zählt strukturelle Defizite bei der Krisenbewältigung auf: fehlende Strategien, unklare Verantwortlichkeiten zwischen Bund und Ländern sowie ein mit mangelnden Ressourcen ausgestatteter Öffentlicher Gesundheitsdienst, Strukturschwächen in der medizinischen Versorgung sowie eine noch weit hinterherhinkende Digitalisierung.

CDU-Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel räumt ein: „Wir werden einige Dinge aufarbeiten müssen.“ Er findet beispielsweise, dass Deutschland „überbürokratisiert“ sei und empfiehlt klarere Strukturen und Entscheidungsträger mit mehr Eigenverantwortung. Mehr finanzielle Eigenverantwortung der Versicherten sieht er zukünftig als notwendig für das GKV-System an. Er sei kein Freund der Aufhebung der Praxisgebühr gewesen, diese Eigenverantwortung hätten man ausbauen können, argumentiert der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bundestags und kündigt an: „Wir werden in der nächsten Legislaturperiode einige Entscheidungen, die wir in den letzten zehn Jahren getroffen haben, wieder neu auf den Prüfstand stellen müssen.“ Neben Strukturreformen müsse auch über Kostendämpfungsinstrumente diskutiert werden, um das Versorgungssystem finanziell stabil zu halten.

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