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18.06.2025

Humane Papillom-VirenVerspieltes Potenzial: Krebs mit nur zwei Pieksern bekämpfen

Berlin (pag) – Lediglich 49,5 Prozent der 15-jährigen Mädchen sind gegen Humane Papillom-Viren (HPV) geimpft, so eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Etwas weniger als im Vorjahr, viel weniger als im WHO-Ziel vereinbart. Dabei könnte die Impfung unzählige Krebserkrankungen verhindern.

Die WIdO-Analyse zeigt: Mit 49,5 Prozent liegt die Impfquote im dritten Quartal 2024 fast einen Prozentpunkt unter dem Wert von 2023 (50,2 Prozent). Unter den Jungen sind etwa 30 Prozent vollständig geimpft. WIdO-Geschäftsführer Dr. David Scheller-Kreinsen schließt aus den Analysen: „Die Bundesrepublik ist noch sehr weit von dem erklärten Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entfernt, nach welchem bis 2030 mindestens 90 Prozent der 15-jährigen Mädchen gegen HPV geimpft sein sollen.“ Im europäischen Vergleich landet Deutschland 2023 auf dem 19. Platz. Die vorderen Plätze gehen an Island, Norwegen, Portugal, Spanien und Schweden mit einer Impfquote von 96 bis 85 Prozent.

 Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, konstatiert: „Diese Entwicklung ist besorgniserregend, denn im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs, der vierthäufigsten Krebserkrankung weltweit, ist die Impfung eine große medizinische Errungenschaft und eine echte Chance, viel zukünftiges Leid zu vermeiden.“ Eine solche Möglichkeit fehle für viele Krebsarten. Dort, wo sie bestehe, müsste sie genutzt werden. Teils seien Folgen der Corona-Pandemie verantwortlich für den Status quo. Sie appelliert: „Zum Schutz vor Krebs im Allgemeinen und zum Schutz der Frauengesundheit im Besonderen müssen wir bei den Impfaktivitäten also insgesamt dringend einige Gänge hochschalten.“

 Die Impfung schützt am effektivsten vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Demnach sei die Impfquote 15-Jähriger besonders brisant. Zwei Impfungen führen zum vollständigen Schutz. In 2018 wurde die HPV-Impfung für Jungen als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen eingeführt, auch um Herdenimmunität in der Bevölkerung zu erreichen. Hierzulande erkrankten laut Zentrum für Krebsregisterdaten 2022 insgesamt 4.388 Frauen neu und 1.413 Frauen starben daran.

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