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05.06.2023

Tag der Organspende Viel Rückenwind für Widerspruchslösung

Berlin (pag) - Angesichts rückläufiger Organspende-Zahlen haben sich Spitzenpolitiker und zahlreiche Organisationen erneut dafür ausgesprochen, eine Widerspruchlösung für Organspenden einzuführen.

„Wir brauchen die Widerspruchslösung. Kein Kind soll Jahre bangen müssen, ob es selbst oder die Mutter überlebt“, twittert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sehr emotional von der zentralen Veranstaltung zum Tag der Organspende in Düsseldorf. Auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) spricht sich erneut für die Widerspruchslösung aus: „Deswegen arbeite ich auch daran, dass wir zusammen mit anderen Bundesländern einen Vorstoß im Bundesrat machen, dass der Bundestag sich noch mal mit der Frage beschäftigt.“ Zugleich appelliert er an die Bundesregierung, selbst die Initiative zu ergreifen.
Bei der Widerspruchslösung kann jeder Bürger nach dem Tod Organspender werden, wenn er es nicht ausdrücklich abgelehnt hat. Bisher sind Organspenden nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt.

Die Zahl der Transplantationen in Deutschland ist, auch als Folge der Corona-Pandemie, rückläufig: 2022 wurden laut Stiftung Eurotransplant 3.624 Organe eingepflanzt, 2021 waren es noch 3.789. In Deutschland warten derzeit mehr als 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan, die meisten auf eine Niere (rund 6.700).

Um die Situation der mangelnden Willensdokumentation zu verbessen, ist zum 1. März 2022 das „Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“ in Kraft getreten. Ein wichtiger Baustein soll dabei ein neues Online-Register sein, in dem Bürgerinnen und Bürger ihre Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende digital hinterlegen können. Die Deutsche Gesellschaft für Organtransplantation (DSO) verweist allerdings auf die Erfahrungen anderer Länder. Diese zeigten, dass weniger als die Hälfte der Bevölkerung solche Register nutzt.

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