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16.05.2018

IQWiG Viele offene Fragen: Wie sinnvoll ist ein Screening auf Hepatitis B und C?

Köln (pag) – Mangels aussagekräftiger Evidenz sind keine sicheren Aussagen zum Nutzen oder Schaden eines Screenings auf Hepatitis B und Hepatitis C möglich. Bei letzterem könnte ein Screening für bestimmte Gruppen sinnvoll sein. Zu diesem Schluss kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in seinen Vorberichten.

Die Kölner Wissenschaftler verweisen auf aktuelle Leitlinien, die sich für ein Screening auf Hepatitis C aussprechen: Diese enthielten plausible Annahmen zu den möglichen Vor- und Nachteilen eines Screenings von Risikogruppen und jenen Geburtsjahrgängen, auf die ein hoher Anteil aller Hepatitis-C-Infektionen entfällt. Die Empfehlungen für ein Screening von Risikogruppen auf Hepatitis B fußten dagegen auf Annahmen, die nicht nachvollziehbar sind.
Bei Hepatitis C ließe sich der größte Effekt vermutlich durch ein gezieltes Screening von Risikogruppen erzielen, etwa Menschen, die sich Drogen injizieren. Es könne jedoch sein, mutmaßt das IQWiG, dass gerade diese Menschen für ein Screening schlecht zu erreichen sind oder im Falle eines positiven Befunds nicht optimal therapiert werden. „Daher bleibt offen, wie stark diese Gruppe von einem Screening profitieren oder wie stark die Verbreitung von Hepatitis C dadurch zurückgehen würde“, schreibt es. Diese Fragen könnte man aber in einer Studie klären.

Zum Hintergrund: Bestimmte Risikogruppen wie medizinisches Fachpersonal oder HIV-Infizierte werden bereits regelhaft auf Hepatitis-Infektionen getestet. Um herauszufinden, ob auch ein Screening der Allgemeinbevölkerung oder weiterer Risikogruppen von Vorteil wäre, hat der Gemeinsame Bundesausschuss das IQWiG im September 2016 mit Nutzenbewertungen von Screenings auf Hepatitis B bzw. C hinsichtlich patientenrelevanter Endpunkte beauftragt.