RheumaVolljährigkeit als Versorgungshürde
Berlin (pag) – Nur etwa jeder zweite Patient schafft den Übergang in die Erwachsenenrheumatologie, moniert die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh). Das ist zentrales Ergebnis einer Studie des Forschungsprojekts InfoTrans, an der auch der Arbeitskreis Transitionsmedizin der DGRh beteiligt ist.
Etwa 14.000 Kinder und Jugendliche sind hierzulande von juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) betroffen, einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung der Gelenke. Symptome wie Gelenkschmerzen, Morgensteifigkeit und eingeschränkte Beweglichkeit stehen für die Betroffenen auf der Tagesordnung. Auch nach dem Ende der pädiatrischen Betreuung sind die meisten jungen Menschen auf rheumatologische Versorgung angewiesen. Doch: „Trotz moderner Therapien, die die Entzündungen lindern und das Fortschreiten der Erkrankung bremsen, bleibt eine JIA bei vielen Betroffenen bis ins Erwachsenenalter aktiv“, konstatiert die DGRh-Vizepräsidentin Prof. Ina Kötter.
Nach dem Erreichen der Volljährigkeit müssen sich die jungen Menschen zumeist proaktiv um die Anschlussversorgung bemühen. Lange Therapiepausen oder ein Behandlungsende wirkten sich negativ auf den Krankheitsverlauf aus. „Gründe für einen verspäteten oder versäumten Wechsel sind Schwierigkeiten beim Zugang zu einer umfassenden rheumatologischen Versorgung oder fehlendes Bewusstsein für die Notwendigkeit einer weiteren Betreuung“, erklärt Prof. Kirsten Minden, Sprecherin des DGRh-Arbeitskreises Transitionsmedizin.
Das Risiko an Depressionen oder Angststörungen zu erkranken sei für junge Erwachsene mit JIA deutlich erhöht, konstatiert die Fachgesellschaft. Etwa jeder fünfte Betroffene (19 Prozent) berichte über moderate bis schwere depressive Symptome. Eine komplizierte Transition könne die psychische Belastung verstärken. „Es reicht nicht aus, die körperlichen Symptome zu behandeln. Wir müssen die seelischen Belastungen frühzeitig erkennen und darauf reagieren“, appelliert Minden. Insgesamt sei der Übergang von der Kinder- in die Erwachsenenrheumatologie weit mehr als ein medizinischer Prozess. DGRh-Vizepräsidentin Kötter sieht die Übergangsphase aber auch als eine Chance, die Patienten ganzheitlich zu stärken.