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11.09.2020

Zehn Jahre AMNOG Von der Kellertreppe auf das EbM-Podest

Berlin (pag) – Zehn Jahre AMNOG! Den Jubiläumsreigen hat die DAK mit der Vorstellung ihres neuen AMNOG-Reports kürzlich eröffnet. In seinem Eingangsstatement wirft Kassenchef Andreas Storm gleich einige spannende Fragen auf: Ist eine Erweiterung insbesondere für hochpreisige Arzneimittel notwendig? Sollten wir von der Nutzen- zu einer Kosten-Nutzen-Betrachtung kommen? Und wie taufrisch ist das AMNOG-Verfahren überhaupt noch?

Als Antwort auf die zuletzt genannte Frage lässt sich die Aussage des Reportherausgebers Prof. Wolfgang Greiner, Universität Bielefeld, verstehen, der konstatiert: Das einzig Konstante am AMNOG-Verfahren ist die Veränderung. Der diesjährige Report enthält unter anderem eine Befragung von 45 Experten aus Krankenkassen, Verbänden, Kassenärztlichen Vereinigungen und Industrie. Demnach bewerten 70 Prozent aller Befragten das AMNOG mit der Schulnote „gut“. Kein Teilnehmer lässt das Verfahren durchfallen. Die großen Streitthemen sind laut Befragung vor allem Mischpreise, Endpunkte sowie die Preisfestsetzung im ersten Jahr. Als verbesserungswürdig werden genannt: Preisverhandlungen (32 Prozent), Bewertungssystematik (25 Prozent), Orphan Drugs sowie die Kommunikation (jeweils zwölf Prozent).

Mit der guten Schulnote schmückt sich Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, prompt in einem Brief an das Bundesgesundheitsministerium, in dem er Verdienste und Errungenschaften des Prozesses auf mehreren Seiten darstellt. Bei der DAK-Veranstaltung hebt er unter anderem hervor, dass das Verfahren die erwarteten Einsparpotenziale übertroffen habe und mittlerweile international anerkannt sei – „obwohl wir als HTA-Menschen anfangs auf der finsteren Kellertreppe in der Schmuddelecke saßen“. Wichtig ist ihm auch zu erwähnen, dass Probleme in Sichtweite der Evidenzbasierten Medizin (EbM) praxistauglich gelöst würden. „Denn es nützt nichts, wenn ich am Ende des Tages mit dem Lehrbuch von Herrn Cochrane in Schönheit sterbe.“

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