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29.01.2019

GESENT Vorwurf: AMNOG bremst Fortschritt in Neurologie und Psychiatrie aus

Würzburg/Berlin (pag) – Das AMNOG ist zunehmend ein Hindernis für die Versorgung bestimmter Patientengruppen mit innovativen Medikamenten. Das kritisiert die Deutsche Gesellschaft für experimentelle und klinische Neuro-Psychopharmako-Therapie (GESENT). Sie verlangt, dass die gesetzlichen Regelungen überprüft werden.

Änderungsbedarf sieht GESENT-Vorstand Prof. Manfred Gerlach, Neuropharmakologe am Universitätsklinikum Würzburg, vor allem beim Bewertungsprozess neuer Arzneimittel, zu dem Spezialisten aus Neurologie und Psychiatrie faktisch keinen Zugang hätten. Außerdem seien die AMNOG-Kriterien für den Zusatznutzennachweis bei neuropsychiatrischen Arzneimitteln nicht anwendbar. „Faktoren wie Langfristigkeit und Komplexität des Krankheitsverlaufs, die bei der Beurteilung therapeutischer Effekte in Neurologie und Psychiatrie von Bedeutung sind, haben im starren AMNOG-System keinen Platz.“
 
Die Gesellschaft warnt vor der Gefahr, dass Patienten hierzulande schlechter mit hochwirksamen neuropsychiatrischen Arzneimitteln versorgt werden als im Ausland. Laut Prof. Thomas Müller, Chefarzt der Klinik für Neurologie des St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee, stellen forschende Arzneimittelhersteller aufgrund der unsicheren Preisfindungssituation für bestimmte Erkrankungen immer weniger Ressourcen zur Verfügung, um innovative Arzneimittel zu entwickeln. Konkret nennt er: Schizophrenie, Depression, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Alzheimer und Parkinson. Auch für Prof. Walter Schwerdtfeger bremst das AMNOG den medizinischen Fortschritt in Neurologie und Psychiatrie aus. Neue Anreize für die Pharmaindustrie gehören für den ehemaligen Präsidenten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte ebenso daher in die Agenda der AMNOG-Kritik wie die gleichzeitige „Wahrung der Bezahlbarkeit neuer Arzneimittel“.

GESENT wurde 2005 von Vertretern der Wissenschaft, des Gesundheitswesens und der Industrie gegründet.

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