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25.01.2020

Arzneimittel Wann kommt eine europäische Strategie gegen Lieferengpässe?

Berlin/Brüssel (pag) – Die EU-Kommission soll kurzfristig wirksame und realisierbare Maßnahmen gegen Arzneimittelengpässe vorschlagen. Das verlangen Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) anlässlich eines Treffens in Brüssel. Sie mahnen insbesondere ein europäisches Meldesystem an.

An dem Treffen nehmen neben KBV- und BÄK-Vertretern auch EU-Parlamentarier sowie Vertreter von EU-Kommission, Krankenkassen und Generikaherstellern teil.

„Einseitige nationale Maßnahmen drohen die Versorgungslage in anderen europäischen Mitgliedstaaten zu verschlechtern, ohne die Verfügbarkeit insgesamt zu verbessern“, warnen BÄK und KBV. BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt plädiert dafür, die Produktion von Arzneimitteln und Wirkstoffen nach Europa zurückzuholen. Das fordern auch mehrere Bundesländer. Die KBV-Spitze, Dr. Andreas Gassen und Dr. Stephan Hofmeister, schlägt vor, die Wirkstoffproduktion auf möglichst viele Hersteller zu verteilen. Beide Organisationen verlangen, die Meldepflichten für Hersteller bei Lieferengpässen sowie bei beabsichtigter Einstellung der Produktion jedoch konsequent umzusetzen und gegebenenfalls zu konkretisieren. Basierend auf einer europäischen Liste versorgungsrelevanter Arzneimittel sollte bei bestehenden oder absehbaren Engpässen eine Meldung an die zuständigen nationalen Stellen und die Europäische Arzneimittel-Agentur verpflichtend sein. „Diese Meldungen müssen sinnvoll aufbereitet auch für Ärzte, Krankenhäuser und Apotheker zugänglich sein, damit diese sich rechtzeitig über drohende Engpässe informieren und darauf einstellen können.“

Kritik an nationaler Medikamentenreserve

Unterdessen kritisiert das pharmazeutische Großhandelsunternehmen GEHE die momentan diskutierte „Aufstockung der nationalen Medikamentenreserve“. „Sollte es zu einer Bevorratung auf behördliche Anordnung bei drohendem oder bestehendem Lieferengpass kommen, würde diese aufgrund mangelnder Lieferfähigkeit der Hersteller ins Leere laufen.“ Bereits erste Hinweise über drohende Lieferengpässe würden außerdem zu Hamsterkäufen bei den Marktakteuren führen und somit kontraproduktiv wirken. Dringend benötigte Arzneimittel wären dann nicht dort verfügbar, wo sie vom Patienten akut benötigt werden.

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