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01.12.2020

Qualitätskongress Was man aus der Krise lernen kann

Berlin (pag) – Anlässlich des 14. Nationalen Qualitätskongresses ziehen Experten aus dem Gesundheitssystem eine „Zwischenbilanz der Pandemiebewältigung“ – und formulieren Lehren für die Zukunft

Im Zentrum der Diskussion stehen die Krankenhäuser, die in diesem Jahr einem besonderen Stresstest ausgesetzt sind – auch ökonomisch. Seit Beginn der Pandemie seien Patienten aus Sorge seltener in eine Klinik gegangen, zudem hätten auch die niedergelassenen Ärzte nicht im normalen Umfang eingewiesen, berichtet Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Ferner habe man Personal an bestimmten Stellen konzentrieren müssen – zulasten anderer Klinikbereiche. Bei den im Dritten Bevölkerungsschutzgesetz inkludierten Ausgleichszahlungen für Kliniken in besonders belasteten Regionen dürfe es deshalb nicht bleiben, meint Gaß. Er fordert von den Krankenkassen stattdessen einen „Ganzjahresausgleich“.

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek), warnt davor, dass hohe Kosten auch auf die Versicherten durchschlagen könnten. Sie will den Druck auf die Beiträge „überschaubar halten“ und erwartet für die Zeit nach der Bundestagswahl „eine Debatte über das, was wir für soziale Sicherungssysteme ausgeben wollen“.

Auf die Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen verweist Prof. Jan Steffen Jürgensen, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des Klinikums Stuttgart. Der im Frühjahr flächendeckend eingerichtete Notfallpuffer an den Kliniken „ging zulasten anderer Patienten“; bei einigen habe man Zeit für die Behandlung verloren. Eine solche Situation müsse künftig vermieden werden. Unterstützung erfährt Jürgensen von Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt, der außerdem betont: „Die Balance zwischen Gesundheitsschutz und sozialem Leben muss gegeben sein.“ Auch jenseits konkreter Corona-Maßnahmen sieht Reinhardt Handlungsbedarf – vor allem auf EU-Ebene. So müssten epidemiologische Daten zwischen den Ländern künftig besser vernetzt und abgeglichen werden. Zudem sei zu diskutieren, ob etwa nationale und europäische Arzneimittelreserven oder bestimmte Produktionskapazitäten vorgehalten werden sollten.