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03.02.2021

Arzneimittel für neuartige Therapien Welcome-Kultur für ATMP gefordert

Berlin (pag) – ATMP, Arzneimittel für neuartige Therapien, gelten als Hoffnungsträger für die Behandlung Seltener Erkrankungen. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung von vfa, vfa bio und der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE) machen sich Experten für eine ATMP-Welcome-Kultur hierzulande stark. Denn es gibt Nachholbedarf.

Fast 1.000 klinische Studien laufen derzeit weltweit zu ATMP, informiert Dr. Sabine Sydow vom vfa bio. Mehr als die Hälfte davon sei bereits in Phase II. Geforscht werde zu vielfältigen Anwendungsgebieten wie Stoffwechselerkrankungen, onkologischen Erkrankungen sowie Augenkrankheiten, informiert die Expertin. Allerdings seien Europa und Deutschland im Rückstand bei Gentherapiestudien. Zuvor hat bereits vfa-Präsident Han Steutel in seinem Vortrag festgestellt: „Klinische Forschung zu CAR-T-Zelltherapien hat in Deutschland fast nicht stattgefunden.“

Sydow hält deshalb eine ATMP-Welcome-Kultur für dringend notwendig. Dazu gehöre beispielsweise ein eigenes Zentrum, welches zu einer besseren Struktur und Vernetzung beitragen könnte. Eine spezielle Task Force könnte sich für harmonisierte Studienanforderungen einsetzen, die sich derzeit noch von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.
Aus Sicht von Patientenvertretern sind ATMP ein wichtiger Meilenstein, es bleibe aber weiterhin noch viel zu tun, sagt Franz Badura, Vorstand von Pro Retina Deutschland. Als Herausforderung nennt er, dass die richtigen Patienten mit der richtigen Diagnose ans richtige Zentrum gelangen.
Joachim Sproß, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke, hat die schlagzeilenträchtige Auseinandersetzung im Vorfeld der Zolgensma-Zulassung hautnah miterlebt. Er bedauert, dass es nicht gelungen sei, Zulassungsbehörden, Krankenkassen, Ärzte und Industrie an einen gemeinsamen Tisch zu bekommen, um eine gute Lösung zu finden – und zwar nicht nur für Einzelschicksale, sondern für die gesamte Situation, unterstreicht er.