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31.10.2024

SBK-DiskussionWer fragt eigentlich die Patienten?

Berlin (pag) – Ein wichtiges Instrument zur strukturierten Patientenbefragung sind patientenberichtete Outcome Measures (PROMs). Welche Benefits sie bringen und warum die Niederlande ein Leuchtturm ist, beleuchtet die Siemens Betriebskrankenkasse (SBK).

Die Bewertung von Versorgungsleistungen erfolgt hierzulande oft anhand rationaler Kriterien wie Mortalität oder Verweildauer in einer Klinik. Eine systematische Erfassung von subjektivem Patientenfeedback bleibt zu vermissen. Dabei ist jene „der Schlüssel zu einer besseren Gesundheitsversorgung“, hebt Prof. Willem Jan Bos hervor. Er arbeitet am LUMC & St Antonius Hospital in den Niederlanden.

2018 fällt in den Niederlanden der Startschuss zu einer nationalen Strategie mit dem Ziel, patientenberichtete Outcomes für Krankheiten, die 50 Prozent der Behandlungen ausmachen, zu erheben und zu veröffentlichen. Herzstück des Patientenfeedbacks: validierte Fragebögen für unterschiedliche Indikationen. Bos berichtet von stichfesten Verbesserungen: Seit dem regelmäßigen Austausch mit anderen Kliniken zu Qualitätskennzahlen verzeichnet der Nierenspezialist einen Rückgang der Sterblichkeitsrate bei Dialysepatienten im Vergleichszeitraum um 50 Prozent. „Der Einsatz von PROs hat uns geholfen, die Behandlungen besser auf die Bedürfnisse auszurichten“, zeigt sich Bos begeistert. Auch Santeon, ein Netzwerk aus sieben Krankenhäusern, belegt den Nutzen von PROMs: Der Bedarf an chirurgischen Zweiteingriffen von Brustkrebs-Patientinnen sei um 74 Prozent gesunken.

In Deutschland fehlt es noch an einer flächendeckenden Implementierung. Die Niederlande zeigen, wie eine nationale Strategie Brücken bauchen kann. Zum Stichwort Interoperabilität: Erfolgreich nutzen lassen sich die Daten nur mit Systemen, die einen klinik- und sektorenübergreifenden Datenaustausch ermöglichen. Sektorenteilung ist ein Innovationshemmnis, erinnert SBK-Vorständin Dr. Gertrud Demmler. „Transparenz über die Versorgungsrealität legt unsere aktuelle Mengen-Orientierung schonungslos offen. Sie ist damit Treiber für den Wandel – weg von der Menge, hin zur Qualität und einer echten Ausrichtung am Menschen“, so Demmler. Ein Wandel gelinge nur gemeinsam mit Patienten. 

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