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09.06.2020

Mindestmengen WIdO-Chef: Ausweitung ist überfällig

Berlin (pag) – Je häufiger der Wechsel einer Hüft- oder Knieprothese in einer Klinik durchgeführt wird, desto seltener kommt es zu Komplikationen oder Todesfällen. Diesen Zusammenhang belegen zwei Studien des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Dessen Geschäftsführer Jürgen Klauber fordert, die Mindestmengen auszuweiten.

„Die Einführung von gesetzlichen Mindestmengen für die Prothesenwechsel an Hüfte und Knie ist überfällig“, so Klauber. Die WIdO-Studien beruhen auf Abrechnungsdaten von AOK-Versicherten, bei denen die Prothese wegen Verschleiß oder Lockerung gewechselt werden musste. Bisher lagen kaum Daten zum „Volume-Outcome-Zusammenhang“ vor. Für die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie zeigen die Ergebnisse, dass Prothesenwechsel in spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollten.

Zum Hüftprothesenwechsel wurden anonymisierte Daten aus rund 17.800 aseptischen Wechsel-OPs berücksichtigt, die zwischen 2014 und 2016 bei mehr als 16.300 AOK-Versicherten stattfanden. In Kliniken, die nur wenige Operationen pro Jahr durchführten, gab es höhere Komplikations- und Sterblichkeitsraten als in den Krankenhäusern mit hohen Fallzahlen. Die Revisionsrate lag in Kliniken mit jährlich zwölf oder weniger Fällen um ein Viertel höher als in Kliniken mit mindestens 53 Fällen pro Jahr. Die Sterblichkeitsrate war um 113 Prozent höher.
Für den Knieprothesenwechsel wurden Daten zu rund 23.600 aseptischen Wechsel-OPs zwischen 2013 und 2017 bei knapp 21.600 Patienten berücksichtigt. In Kliniken mit mehr als 53 OPs pro Jahr, war die Revisionsrate mit 7,4 Prozent deutlich niedriger als in Kliniken mit niedrigen Fallzahlen (weniger als zwölf OPs pro Jahr). Letztere verzeichneten eine Revisionsrate von 9,4 Prozent. Das entspricht einer Risikoerhöhung um das 1,44-fache. Das Risiko für unerwünschte Ereignisse wie Blutungen lag in der Gruppe der Kliniken mit den höchsten Fallzahlen (2,4 Prozent) ebenfalls niedriger als in der Gruppe der Kliniken mit den niedrigsten Fallzahlen (3,4 Prozent).

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