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11.02.2022

Studie Zi: Post-Covid keine neue Volkskrankheit

Berlin (pag) – Unter Post-Covid leiden rund sechs Prozent der Corona-Infizierten. Das hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) durch eine Studie herausgefunden und im neuen digitalen Diskussionsformat „Zi Insights“ präsentiert. Mit einer neuen Volkserkrankung habe man es aber nicht zu tun, hebt Institutsleiter Dr. Dominik von Stillfried hervor.

„Unsere Daten zeigen, dass es eher eine Fortführung bestehender Volkserkrankungen sein dürfte“, sagt er. Denn mehr als 97 Prozent der Betroffenen hätten bereits an Vorerkrankungen wie Adipositas, Rückenschmerzen oder Anpassungsstörungen gelitten, geht aus der Studie hervor. Unter Post-Covid würden alle Behandlungen und Symptome zusammengefasst, die acht bis zwölf Wochen nach einer Corona-Infektion auftreten und mit dieser in Verbindung stehen, erklärt von Stillfried. Long-Covid sei der Überbegriff und umfasst alle gesundheitlichen Probleme, die nach dem Abebben der Akutphase auftreten.

Das Institut hat den Zeitraum bis einschließlich des ersten Quartals 2021 untersucht. Bei den häufigsten Post-Covid-Symptomen handele es sich um Halsschmerzen/Heiserkeit, Ermüdung/Erschöpfung und Kurzatmigkeit, teilt Zi-Mitarbeiterin Dr. Mandy Schulz mit. „Wir haben für 61 Prozent der Post-Covid-Patientinnen und -Patienten wenigstens eins der Symptome gefunden.“ Quasi jeden Tag kämen neue Symptome hinzu, es gebe noch viel zu erforschen.

70 Prozent der Betroffenen wurden laut Zi hausärztlich versorgt. Zum Beispiel von Dr. Kristina Spöhrer aus Winsen/Luhe. Eine Herausforderung stellen ihrer Erfahrung nach die Verfügbarkeit von Rehabilitations- und Therapieplätzen dar. „Man muss ein bisschen kämpfen können in Deutschland“, hat sie festgestellt. Für eine Reha-Bewilligung müsse der Patient „locker ein halbes Jahr“ warten. Die Median-Klinik in Heiligendamm ist so eine Einrichtung. Ihre Chefärztin Dr. Jördis Frommhold, auch Präsidentin des neugegründeten Ärzteverbands Long-Covid, lobt die ärztlichen Vernetzungsstrukturen für dieses neue Patientenklientel und wünscht sich diese deutschlandweit. Sie sagt: „Die Pandemie ist eine Chance, transsektoral zusammenzuarbeiten.“

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