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Literatur
15.08.2008

Bauer, U. / Bittlingmayer, U.H. / Richter, M. (Hrsg.) 2008 Health Inequalities – Determinanten und Mechanismen gesundheitlicher Ungleichheit

VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden

Health Inequalities sind hierzulande ein Gegenstand, bei dem Nachholbedarf besteht. Das zumindest konstatieren die Herausgeber der 2008 erschienenen Aufsatzsammlung, die sich mit Determinanten und Mechanismen gesundheitlicher Ungleichheit systematisch auseinandersetzt: „Wenn in der deutschsprachigen Debatte ein englischer Fachterminus so viel Aufmerksamkeit erfährt wie ‚Health Inequalities’, ist das meist ein sicheres Anzeichen für ein Thema, über das man in Deutschland mit Deutschsprachigen nur selten spricht.“ Noch bedürfe es einiger Mühen, Health Inequalities sowohl im politischen als auch wissenschaftlichen Kontext stärker zu verankern, so Bauer, Bittlingmayer und Richter.
Mit dem Begriff werden Phänomene gesundheitlicher Ungleichheit erfasst, wenn diese an Formen gesellschaftlicher Ungleichheit gekoppelt sind. In der internationalen Debatte verknüpft man dies mit sozialen Ungleichheiten und weitergehenden Fragen nach sozial- und wohlfahrtsstaatlicher Sicherung. In dem Buch wird das Thema entlang makro-, meso- und mikroanalytischer Zugänge diskutiert. Die Autoren beleuchten dabei unter anderem Geschlecht als Dimension gesundheitlicher Ungleichheit (Kuhlmann und Kolip), sozialökonomische Ungleichheit der Mortalität im hohen Alter (Lampert, Maas, Mayer), regionale Unterschiede (Mielck) und warum einige Gesellschaften erfolgreicher als andere bei dem Problem relativer Deprivation sind (Wilkinson, Pickett). Lesenswert ist auch der Beitrag von Thomas Gerlinger, der die Aufgabe der Gesundheitspolitik problematisiert. Seine „Anmerkungen über Unterlassungen und Fehlentwicklungen gesundheitspolitischen Handelns“ beinhalten eine Art Assessment zur Effektivität der bisherigen Bemühungen, sozial bedingte Ungleichheiten von Gesundheit und Versorgung zu verringern. Gerlingers Resümee: Gesundheitspolitik ist durch eine Reihe von Unterlassungen und Fehlentwicklungen an der Aufrechterhaltung, ja möglicherweise der Verschärfung gesundheitlicher Ungleichheiten beteiligt.

Hinweis: Mit dem Buch über Health Inequalities startet der VS Verlag für Sozialwissenschaften die Reihe „Gesundheit und Gesellschaft“, die den Anspruch erhebt, eine sozialwissenschaftliche Perspektive auf Gesundheit zu systematisieren.