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Literatur
18.12.2012

Porter, M. E. / Guth, C. 2012 Chancen für das deutsche Gesundheitssystem

Springer Gabler Heidelberg

Michael E. Porter, Leiter des Institute for Strategy and Competitiveness an der Harvard Business School, und Clemens Guth, Geschäftsführer von zwei Kliniken, analysieren die Probleme des deutschen Gesundheitswesens: hohe und weiter steigende Kosten bei sehr unterschiedlicher Qualität der medizinischen Leistungen. Deutschland habe mehr Kliniken pro Einwohner als jedes andere Land. Jedes Krankenhaus biete eine große Bandbreite an Behandlungen und habe dadurch im Durchschnitt nur 28 gleiche Fälle im Jahr. Laut Porter und Guth könne so keine exzellente Qualität erreicht werden.
Die in den letzten Jahren durchgeführten Reformen hätten zumeist das Ziel der Kostenkontrolle gehabt. Dies sei der falsche Ansatz. Das Hauptziel müsse die Steigerung des Patientennutzens – definiert als Behandlungsergebnis pro ausgegebenem Euro – sein. Dazu müsse das Gesundheitswesen anders organisiert werden. Nicht wie bisher die Ärzte, sondern die Patienten sollten im Mittelpunkt stehen. Die Autoren empfehlen, Zentren zu einzelnen Krankheitsbildern („Integrated Practice Units“) aufzubauen, z.B. Kopfschmerz- oder Krebszentren. Alle erforderlichen Fachärzte und Pflegekräfte sollten hier interdisziplinär zusammenarbeiten. Abgerechnet würden nicht einzelne Leistungen, sondern die Behandlung als Gesamtpaket. Dies führe zu höherer Qualität bei geringeren Kosten. In ihrer Analyse zeigen Porter und Guth, wie Wettbewerb um messbare Ergebnisqualität die Norm bilden könnte, wie sich Leistungserbringer um Krankheitsbilder organisieren und wie Krankenkassen eine aktivere Rolle in der Gesundheit ihrer Versicherten einnehmen könnten. Außerdem erläutern sie, wie das Vergütungssystem Exzellenz in der Versorgung einzelner Krankheitsbilder belohnen könnte.