Direkt zu:

07.12.2018

Krankenhäuser AOK fordert fallzahlorientierte Zentralisierung bei Kliniken

Berlin (pag) – Bei der Versorgung von Frühgeborenen und Brustkrebskranken sowie bei Herz-OPs herrschen in Deutschland Defizite. Das ist eine Botschaft des „Qualitätsmonitor 2019“. Dabei handelt es sich um eine Publikation des AOK-Bundesverbands, des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), des Vereins Gesundheitsstadt Berlin und der Initiative Qualitätsmedizin.

„Im Grunde genommen werden Menschenleben aufs Spiel gesetzt“, spricht Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands, die Situation in der Frühgeborenenversorgung an. Die Mindestmenge von 14 Fällen pro Jahr sei zu gering. Laut Prof. Rainer Rossi, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Berliner Vivantes-Klinikum, ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Frühgeborenen unter 1.500 Gramm in Deutschland stark angestiegen. Eine Untersuchung im Qualitätsmonitor stellt einen Zusammenhang zwischen Fallzahlen und Qualitätsergebnissen dar. „Die Analyse zeigt, dass die Frühgeborenen eine schlechtere Überlebenschance haben, wenn sie in Perinatalzentren versorgt werden, die weniger als 34 Fälle pro Jahr vorweisen können“, berichtet der Mediziner. In Zentren mit höheren Fallzahlen sei die Sterblichkeit niedriger.
WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber beleuchtet die Brustkrebsversorgung und sieht dort Mängel. Von rund 800 Kliniken hätte 2016 ein Viertel maximal acht Brustkrebsoperationen durchgeführt. In diesen Häusern erreichten etwa 35 Prozent das Qualitätsziel bei der prätherapeutischen Qualitätssicherung nicht, im fallzahlstärksten Viertel der Häuser sind es nur zwei Prozent. Klauber setzt sich für eine „fallzahlorientierte Zentralisierung“ in der Krankenhausplanung ein – auch bei kathetergestützten Herzklappen-Implantationen. Die Sterblichkeitsrate in Krankenhäusern mit Fallzahlen unter 100 sei höher als in solchen mit 200 und mehr Eingriffen.

Litsch befürchtet, dass die Qualitätsagenda des Krankenhaus-Strukturgesetzes (KHSG) scheitert. Er sieht unter anderem die Bundesländer in der Pflicht und fordert ein KHSG II.