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28.02.2020

Petition Evidenz für alle

Berlin (pag) – Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung darf nicht am Zugang zur Evidenz scheitern. Eine Petition des Deutschen Netzwerks für evidenzbasierte Medizin verlangt daher in einer Bundestagspetition von der Politik, sich für eine bessere Verfügbarkeit von medizinisch-wissenschaftlichen Veröffentlichungen einzusetzen. Dies gelte nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für Patienten und alle in der Gesundheitsversorgung Tätigen.

In der Eingabe wird kritisiert, dass nur die wenigsten medizinischen Berufsgruppen, Patienten und Bürger kostenfrei auf wissenschaftlich verlässliche Informationen zugreifen könnten. Die Folge: Gerade Ärzte und Ärztinnen in Praxen oder in kleineren Kliniken könnten wichtige neue Studien nicht im Original lesen. Patienten seien nur eingeschränkt in der Lage, sich über Behandlungsoptionen zu informieren. Außerdem werde die Zusammenarbeit von Fachleuten bei der Erstellung von Behandlungsleitlinien durch restriktive Nutzungsrechte für wissenschaftliche Literatur erschwert.

Dem Netzwerk zufolge ist die Situation in anderen Ländern, zum Beispiel in Norwegen, Großbritannien oder der Schweiz, deutlich besser. Hierzulande habe es die Politik in den letzten Jahren versäumt, die Zugangswege weiterzuentwickeln, teilweise hätten sich diese sogar verschlechtert – obwohl der Koalitionsvertrag 2018 eine Verbesserung der Situation vorsieht. „Deshalb brauchen wir zeitnah eine Gesamtstrategie für den Aufbau einer zukunftsfähigen Informationsinfrastruktur für die medizinische Wissensversorgung in Deutschland, die dem Bedarf aller Nutzer*innen gerecht wird“, fordern die Petenten. Sie argumentieren, dass sich einige Maßnahmen sogar kostenneutral und ohne Strukturänderungen umsetzen ließen: So könnten Institutionen mit Aufgaben von öffentlichem Interesse Zugang zu wissenschaftlichen Bibliotheken erhalten und für autorisierte externe Nutzer der Zugriff auf die Bibliotheksbestände über gesicherte Verbindungen erlaubt werden.