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20.07.2022

Gesundheitsforschung
 
Geschlechtervielfalt stärker berücksichtigen
 

Bremen (pag) – In der Gesundheitsforschung wird geschlechtliche Vielfalt noch zu wenig erfasst. Das zeigt eine aktuelle Erhebung von Wissenschaftlerinnen des Instituts für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen. Eine Unterscheidung in die Kategorien „männlich“ und „weiblich“ sei verbreitet, spiegele aber nicht die Komplexität der biologischen und sozialen Dimensionen von Geschlecht wider.
 

„Das Geschlecht ist in der Gesundheitsforschung eine häufig genutzte Variable, die allerdings meistens auf eine einfache Unterscheidung in ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ beschränkt wird“, sagt Prof. Gabriele Bolte. Dies widerspreche dem aktuellen Forschungsstand der Natur- und Sozialwissenschaften, der sowohl für die physiologischen und anatomischen als auch die psychosozialen Ausprägungen von Geschlecht eine große Variationsbreite dokumentiere. Für die Entwicklung geschlechtergerechter Gesundheitsangebote bestehe aktuell ein großer Bedarf nach einer differenzierteren Erfassung in der Gesundheitsforschung.

Die im International Journal for Environmental Research and Public Health erschienene Publikation zeigt den aktuellen Forschungsstand im Hinblick auf die Erfassung von geschlechtlicher Vielfalt in der quantitativen Gesundheitsforschung. „Es hat uns gefreut zu sehen, dass die Entwicklung und Anwendung von Instrumenten, die die Variabilität von Geschlecht erfassen, in den vergangenen Jahren angestiegen sind“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Sophie Horstmann. Ein Beispiel sei, nicht nur die zwei Antwortfelder „männlich“ und „weiblich“ vorzugeben, sondern sowohl das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht als auch die aktuelle eigene Geschlechtsidentität zu erfragen. Allerdings zeige sich auch der Bedarf nach einer Weiterentwicklung: „Insbesondere die Erfassung verschiedener Dimensionen des biologischen Geschlechts, sei es auf der Ebene von Chromosomen, inneren Geschlechtsorganen oder Hormonen, findet bisher erst wenig Berücksichtigung.“