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07.09.2020

Influenza Hausärzte warnen vor Konkurrenz um Impfstoff
 

Berlin (pag) – Die Arztpraxen bereiten sich zurzeit auf die Grippewelle im Herbst vor. Kollidiert diese mit der Corona-Pandemie, könnte die Lage dramatisch werden. Um das zu verhindern, werden Forderungen laut, dass nicht nur vulnerable Gruppen geimpft werden.
 

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung bisher nicht ausgeweitet: Chronisch Kranke, Senioren, Schwangere sowie medizinisches und pflegerisches Personal hätten Priorität. „Durch eine Ausweitung der Impfempfehlung auf die gesamte Bevölkerung […] könnte es zu einer Unterversorgung der Risikogruppen kommen“, heißt es in einer Stellungnahme der STIKO von Ende Juli. Bei dieser Auffassung bleibt STIKO-Leiter Prof. Thomas Mertens Medienberichten zufolge auch aktuell. Ähnlich sieht es die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Anfang Oktober wieder eine Kampagne pro Influenza-Impfung startet. „In Zeiten der Covid-19-Pandemie kann mit den verfügbaren Impfstoffmengen der größte Effekt zum Schutz der Menschen und zur Entlastung des Gesundheitssystems erzielt werden, wenn in der kommenden Influenza-Saison vor allem die Impfquoten in den (von der STIKO, die Red.) genannten Indikationsgruppen erheblich gesteigert werden.“

In „Die Welt“ plädiert Prof. Johannes Hübner, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, allerdings dafür, dass auch Kinder gegen Influenza geimpft werden. Jens Spahn empfiehlt den Grippeschutz für die Jüngeren ebenfalls. „Gleichzeitig eine größere Grippewelle und die Pandemie kann das Gesundheitssystem nur schwer verkraften“, zitiert die Tageszeitung den Bundesgesundheitsminister.

Medienberichten zufolge erwartet das Paul-Ehrlich-Institut keinen Grippeimpfstoff-Mangel, es gehe von etwa 21 Millionen Dosen aus. Trotzdem befürchtet Dr. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein, mögliche Engpässe. „Unsere große Sorge ist die Konkurrenz um den knappen Impfstoff“, sagt Funken, der die STIKO-Empfehlung für maßgebend hält. Zwar sei es wichtig, Kinder und Jugendliche vor Grippe zu schützen. Sie seien zwar „Superspreader, besitzen aber in der Regel hohe Abwehrkräfte“.