Direkt zu:

25.04.2019

Sichelzellkrankheit IQWiG sieht Nutzen von Neugeborenenscreening

Köln (pag) – Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht, ob ein Test von Neugeborenen auf die Sichelzellkrankheit sinnvoll wäre. Nach vorläufiger Auswertung der Studien sieht es einen Anhaltspunkt für einen Nutzen.

Im Vergleich zu keinem Screening könne ein Screening Todesfälle unter den betroffenen Kindern vermeiden. Grundlage dafür ist eine vergleichende Screeningstudie. Diese hat den Wissenschaftlern zufolge zwar ein hohes Verzerrungspotenzial, zeige aber einen sehr deutlichem Interventionseffekt.

Die Sichelzellkrankheit (sickle cell disease, kurz SCD) ist eine erbliche Erkrankung des Blutes. Schätzungen zufolge leben etwa 3.000 Menschen in Deutschland damit. Ziel eines Neugeborenenscreenings ist die frühe Identifikation und Behandlung der betroffenen Kinder. Durch die frühere Diagnosestellung in Verbindung mit einer Angehörigenschulung und infektionsprophylaktischen Maßnahmen ab dem dritten Lebensmonat soll deren Lebenserwartung erhöht werden. Derzeit gehört die SCD nicht zu den Zielerkrankungen des hiesigen Neugeborenenscreenings. In den USA, England, Frankreich, Spanien, den Niederlanden und Belgien ist es dagegen etabliert.

Das IQWiG griff auf eine retrospektive, historisch vergleichende Screeningstudie aus Jamaika zurück. Demnach ist der Effekt durch die frühe Diagnose einer Sichelzellkrankheit in Verbindung mit frühen Interventionsmaßnahmen sehr deutlich: Die Sterblichkeit sinkt um den Faktor 10. Bis zum ersten Lebensjahr verstarben in der Gruppe der frühzeitig behandelten Kinder 0,01 Prozent, in der Gruppe der unbehandelten Kinder waren es 0,1 Prozent. Für die Auswertungen bis zum fünften Lebensjahr zeigen sich konsistente Effekte. Daher sieht das IQWiG einen Anhaltspunkt für einen Nutzen zugunsten eines Neugeborenenscreenings in Kombination mit einem Vorverlegen der Diagnosestellung und weiteren Interventionsmaßnahmen.

Das Projekt hat der Gemeinsame Bundesausschuss beauftragt.
Link zum Vorbericht: www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/nichtmedikamentoese-verfahren/s-projekte/s18-01-screening-auf-sichelzellkrankheit-bei-neugeborenen.9543.html