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29.08.2018

Stiftung Kindergesundheit Kinderkliniken werden zu Verlierern im System

München (pag) – Personal- und Leistungskürzungen oder sogar Schließungen: Um die Versorgung in der Kindermedizin steht es schlecht. Das sagt zumindest die Stiftung Kindergesundheit aus München.

„Die meisten Kinderkliniken und Fachabteilungen für Kinder- und Jugendmedizin befinden sich in einer bedrohlichen Lage. Sie werden immer häufiger zu Verlierern in einem System, das auf die Bedürfnisse ihrer kleinen Patienten aus wirtschaftlichen Gründen kaum noch Rücksicht nimmt“, stellt Prof. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit, fest, „Kinderkliniken sind chronisch unterfinanziert und machen Verluste. Die Pflegekräfte und Ärzte sind überlastet und es fehlen massiv Arbeitskräfte, um die Versorgung in der bisher gewohnten und für Kinder so wichtigen hohen Qualität aufrecht zu erhalten.“

Versorgung weist immer größere Lücken auf

Kranke Kinder benötigen einen etwa 30 Prozent höheren Personalaufwand als Patienten in der Erwachsenenmedizin, betont die Stiftung. Kinderkliniken müssten Betten vorhalten für ganz unterschiedliche Patientengruppen. Die flächendeckende Betreuung durch Fachabteilungen für Kinder- und Jugendmedizin weise aber bereits seit Jahren immer größere Lücken auf: Seit 1991 sei jede fünfte Kinderabteilung geschlossen worden. In der stationären Kinderheilkunde habe man vier von zehn Betten abgebaut. Dabei steige die Zahl der Kinder, die Hilfe benötigen, stellt die Stiftung angesichts einer höheren Geburtenrate fest.
Schuld an der Misere sei das DRG-Fallpauschalen-System. Es berücksichtige den viel höheren Aufwand bei der Behandlung von Kindern nicht ausreichend, sagt Koletzko. Besonders verschlechtert hätten sich in den letzten Jahren die Bedingungen in den Häusern, die für die Behandlung von rund 200.000 Kindern in Deutschland zuständig sind, die unter schweren, chronischen und seltenen Erkrankungen leiden. Die Behandlung dieser Kinder koste erheblich mehr als die von anderen Patientengruppen, so die Stiftung. Außerdem bedrohe die Unterfinanzierung der Universitätsmedizin nicht nur die heutige, sondern auch die zukünftige Qualität der Versorgung auf viele Jahre hinaus, warnt die Stiftung.