Direkt zu:

19.08.2022

Auswertung Lebenserwartung sinkt durch Pandemie

Berlin (pag) – Die Corona-Pandemie führt zu einem Rückgang der Lebenserwartung, berichtet das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). In einigen östlichen Bundesländern verlieren Männer anderthalb Lebensjahre.

Im ersten Coronajahr ist die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt bei Männern um 0,2 Jahre und bei Frauen um 0,1 Jahr zurückgegangen. Als 2021 die Alpha- und Deltavarianten dominierten, sank sie bei Männern um weitere 0,4 und bei Frauen um 0,3 Jahre. Die Berechnungen des BiB zeigen gravierende regionale Unterschiede. „In der Betrachtung zwischen 2019 und 2021 haben die südlichen Regionen Ostdeutschlands die stärksten Rückgänge verzeichnet“, erklärt Mortalitätsforscher Markus Sauerberg.

In den besonders von Coronawellen betroffenen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen liegt die Lebenserwartung von Männern 2021 im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie rund eineinhalb Jahre niedriger, bei Frauen etwas mehr als ein Jahr. Dabei seien nicht nur Lebensjahre bei älteren Personen verloren gegangen. Sauerberg zufolge trug bei Männern auch „eine erhöhte Sterblichkeit im mittleren Alter zwischen 45 und 70 Jahren erheblich zu dieser Entwicklung bei“. Am anderen Ende der Skala steht Schleswig-Holstein, wo die Lebenserwartung zwischen 2019 und 2021 bei Männern sogar um 0,2 Jahre geklettert ist, während Frauen einen vergleichsweise geringen Rückgang um 0,2 Jahre zeigen.

Eine sinkende Lebenserwartung von mehr als einem Jahr sei außerhalb von Kriegszeiten sehr ungewöhnlich. „Rückgänge in dieser Größenordnung wurden letztmals zum Ende der DDR verzeichnet“, betont Forschungsdirektor Sebastian Klüsener. Die starken regionalen Unterschiede verdeutlichten, dass neben den nationalen Rahmenbedingungen auch regionale Faktoren einen Einfluss auf die Sterblichkeit haben. Hierzu zählen etwa regionale Unterschiede in der Infektionslage, den ergriffenen Maßnahmen und dem Verhalten der Bevölkerung.