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27.04.2019

Versorgungsforschung Rehabilitation muss diversitätssensibler werden

Witten (pag) – Wissenschaftler haben die Zugangsbarrieren untersucht, die dafür verantwortlich sind, dass Menschen mit Migrationshintergrund seltener medizinische Reha in Anspruch nehmen als Menschen ohne Migrationshintergrund. Dabei haben sie teilweise einen höheren Rehabedarf. Hinzu kommt: Diejenigen, die Reha nutzen, weisen im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung oft schlechtere Ergebnisse auf.

Wissenschafter der Universität Witten/Herdecke haben mit Kollegen der Universitäten Bielefeld und Lübeck unter anderem Hausärzte, Rehabilitanden sowie Gesundheitspersonal in Rehabilitationseinrichtungen befragt. Alle Erhebungen fanden in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein statt.

Tugba Aksakal von der Uni Witten/Herdecke nennt folgende Zugangsbarrieren: „Unzureichende Kenntnisse der deutschen Sprache, mangelnde Informationen sowie kulturelle Bedürfnisse und Erwartungen, denen Versorgungseinrichtungen nicht ausreichend Rechnung tragen.“ Die Gesundheitsversorgung müsse diversitätssensibler gestaltet werden. Schulungen könnten etwa das Gesundheitspersonal dabei unterstützen, die Vielfalt ihrer Patienteninnen und Patienten besser zu berücksichtigen. Dabei gehe es nicht nur um den Migrationshintergrund, sondern auch um Merkmale wie Alter, Geschlecht und sozioökonomischen Status. Darüber hinaus sollten Informationen in verschiedenen Sprachen oder, noch besser, sprachunabhängig über verschiedene Medien angeboten werden.

Ein zentrales Ergebnis der Forscher ist, dass die Kommunikation zwischen den Behandelnden und den Rehabilitanden oftmals nicht richtig funktioniert. Abhilfe schaffen könnte ein Fragebogen zur Erfassung von Bedürfnissen und Erwartungen, der als Gesprächsleitfaden zu Beginn der Rehabilitation dient. Das Projekt zeigt auch, dass Einrichtungen eine diversitätssensible Ausrichtung als wichtig einschätzen. Gleichzeitig verweisen sie auf fehlende finanzielle Ressourcen und organisatorische Probleme, die die Implementierung einer entsprechenden Versorgung behinderten.