Gesprächsrunde Ullmann warnt vor Zwillingspandemie
Berlin (pag) – Prof. Andrew Ullmann, Infektiologe und FDP-Bundestagsabgeordneter, kritisiert die Influenza-Impfstrategie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Schon im März hätte man wissen können, dass man mehr Dosen als die jetzt zur Verfügung stehenden rund 25 Millionen benötige.
„Herr Spahn hat die Nachfrage völlig unterschätzt“, meint Ullmann auf dem Science-to-go-Frühstück des Impfstoffherstellers GlaxoSmithKline (GSK). Viele Menschen wollten sich gegen Influenza schützen lassen. Der Politiker wünscht sich eine bessere Kommunikation in Sachen Impfen. Die Aktivitäten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sowie Kampagnen auf Social-Media-Kanälen reichten nicht aus.
Ullmann und Dr. Alfred von Krempelhuber, Leiter der Abteilung Scientific Communication Vaccines bei GSK, warnen vor der Zwillingspandemie, dem Aufeinandertreffen von Corona und Influenza. Es gebe mittlerweile Fälle von Co-Infektionen, so von Krempelhuber. „Das Risiko zu sterben, verdoppelt sich.“ Mit den rund 25 Millionen Influenza-Impfstoffdosen sei man zwar nicht schlecht aufgestellt, eine bessere Planung wäre aber hilfreich gewesen, gibt er Ullmann recht. Die Produktion bei GSK sei ausgeweitet worden, um auf die Anfrage aus dem Ministerium reagieren zu können, berichtet Dr. Jacqueline Schönfelder, Vice President und Leiterin des GSK-Werks in Dresden. Aber: „Wir können nicht von einem Tag auf den anderen die Produktion verdoppeln.“
Beim Gespräch werden auch andere ansteckende Krankheiten thematisiert. In Deutschland habe sich laut Ullmann gezeigt, dass die Maserninfektionen weit zurückgegangen seien – sehr wahrscheinlich wegen der AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken). Für Kinderkrankheiten dürfe man in ärmeren Regionen der Welt aber keine Entwarnung geben, durch Covid-19 habe sich die Lage verschärft, betont von Krempelhuber. „Masern sind ein Killer für Kinder in der Dritten Welt.“ Und: „Die Covid-19-Pandemie erschwert die Ausrottung der Kinderlähmung.“