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30.03.2020

Corona-Infektionen Warum die Zahlen abweichen

Berlin (pag) – Im Internet findet man unterschiedliche Informationen darüber, wie viele Menschen tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert sind. Hauptgrund dafür ist die zeitaufwendige Übermittlung zwischen Behörden.

Neben den offiziellen Zahlen, die das Robert Koch-Institut (RKI) täglich verkündet, finden vor allem die von der Johns-Hopkins-Universität veröffentlichten – und stets etwas höher ausfallenden – Zahlen viel Beachtung. Und obwohl diese nicht von einer staatlichen Stelle stammen, nehmen Experten sie ernst.

Hauptgrund für die Unterschiede ist der zeitliche Verzug, der bei der behördlichen Übermittlung der Fallzahlen entsteht. Bis eine Corona-Meldung von der Kreis- auf die Bundesebene gelangt ist, vergehen laut RKI zwei bis drei Tage. Im ersten Schritt dokumentieren die Gesundheitsämter der Landkreise und Städte in einer Software des RKI alle bestätigten Corona-Fälle, die ihnen Ärzte und Labore melden. Weil mancherorts sehr viele Meldungen eingehen und die Erfassung im System ein paar Minuten dauert, stauen sich die Daten mitunter schon dort. Es können also manchmal nicht alle Fälle übermittelt werden. Die Gesundheitsämter wiederum geben die elektronisch erfassten Daten mehrmals täglich an die oberste Landesgesundheitsbehörde weiter. Diese trägt alle Fälle aus einem Bundesland zusammen und übermittelt ihre Zahlen zweimal am Tag an das RKI, wo schließlich alle Meldungen zusammenlaufen und am Folgetag veröffentlicht werden.

Viele Gesundheitsbehörden vermelden aktuelle Infektionszahlen aber auch auf anderen Kanälen, etwa per Twitter oder auf ihrer Webseite. Bevor das RKI die alten Fälle veröffentlicht hat, sind oft schon neue Zahlen verfügbar. Die Johns-Hopkins-Universität macht sich das zunutze. Sie recherchiert die im Netz frei zugänglichen Daten und trägt sie zusammen. Für ihre Auswertung nutzen die Mitarbeiter neben offiziellen Stellen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter anderem Twitteraccounts sowie Berichte lokaler Medien.