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09.08.2017

Nationale Armutskonferenz „Weil Du arm bist, musst Du früher sterben“*

Berlin (pag) – Mit einem Positionspapier zu Armut und Gesundheit hat sich kürzlich die Nationale Armutskonferenz (nak) im Vorfeld der Bundestagswahl an Verantwortliche in Politik und Gesellschaft gewendet. Sie verlangt, die Arbeitsgruppe Armut und Gesundheit im Bundesministerium für Gesundheit wiederaufzunehmen.

„Armut bedeutet mehr als den Verzicht auf Konsumgüter. Armut bedeutet physisches und psychisches Leid, höhere Erkrankungsraten und eine signifikant geringere Lebenserwartung“, sagt Barbara Eschen, Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg und nak-Sprecherin. Ausgaben für ihre Gesundheit stellten Menschen mit geringem Einkommen vor unüberwindbare Finanzierungsprobleme, betont sie bei der Vorstellung der nak-Positionen.
Das Papier enthält verschiedene Forderungen, im Fokus stehen dabei beispielsweise Asylsuchende und Geflüchtete, Wohnungslose, Hartz-IV-Empfänger sowie Inhaftierte und haftentlassene Menschen. Es beschäftigt sich außerdem mit krankheitsbegünstigenden Umwelteinflüssen und Leben in benachteiligten Wohnquartieren. Weitere Themen sind: „keine Krankenversicherung und schlechte Versorgung bei Beitragsrückständen“ sowie Teilhabe an Gesundheitsleistungen durch leichte Sprache.
Den einzelnen Forderungen vorangestellt ist ein grundsätzlicher Appell. Dieser lautet: „Gesundheit und Gesundung dürfen nicht an den finanziellen Mitteln Einzelner scheitern. Aus diesem Grund muss es für einkommensarme Menschen eine vollständige Kostenbefreiung bei der Gesundheitsversorgung geben.“
Um frühzeitig auf Härten und gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können, hält es die Nationale Armutskonferenz außerdem für dringend notwendig, die Arbeitsgruppe Armut und Gesundheit im Bundesministerium für Gesundheit wiederaufzunehmen. Einzubeziehen seien Betroffenenverbände, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften sowie Krankenkassen, Ärztekammern und weitere Akteure der Gesundheitsversorgung.

Die Nationale Armutskonferenz (nak) ist im Herbst 1991 als deutsche Sektion des Europäischen Armutsnetzwerks EAPN (European Anti Poverty Network) gegründet worden. Sie ist ein Bündnis von Organisationen, Verbänden und Initiativen, die sich für eine aktive Politik der Armutsbekämpfung einsetzen.