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14.01.2021

Studie Gendermedizin kommt zu kurz

Berlin (pag) – Genderaspekte werden im Medizinstudium viel zu wenig berücksichtigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB), der Deutschen Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin und der Berliner Charité.

Soweit es die Humanmedizin betrifft, ist die Vermittlung von geschlechtersensiblem Wissen an den Universitäten leider absolut unzureichend“, so das Fazit von Prof. Gabriele Kaczmarczyk, DÄB-Vizepräsidentin und eine der Autorinnen des Projekts. Demnach werden Studierende an 70 Prozent der Fakultäten nur punktuell in einzelnen Lehrveranstaltungen über die Auswirkungen von Geschlecht auf Krankheiten, Symptome und Therapien unterrichtet.

Die strukturelle curriculare Integration von geschlechtersensiblen Aspekten sei noch nicht weit genug fortgeschritten, heißt es in dem Bericht. Verbesserungsbedarf sehen die Autorinnen bei der systematischen Integration ins Curriculum, der Prüfungsrelevanz, der Evaluation und Qualitätssicherung des vermittelten Wissens sowie der nachhaltigen Integration von geschlechterbezogenen Forschungsergebnissen in die Lehre. Als maßgebliche Barrieren der Integration seien häufig eine mangelnde Bereitschaft beziehungsweise ein geringes Problembewusstsein sowie die fehlende Qualifizierung der Lehrkräfte genannt worden. Genderaspekte würden außerdem in den Fach- und Lehrbüchern nicht systematisch berücksichtigt. Kaczmarczyk fordert darum, neue Professuren im Bereich Gendermedizin zu schaffen.

„Den Studierenden selbst ist die Bedeutung der Gendermedizin für die Qualität der medizinischen Versorgung inzwischen oft bewusst“, sagt Kaczmarczyk. Eine frühere Umfrage unter den studentischen Mitgliedern des DÄB habe ergeben, dass sie sich mehr genderspezifische Inhalte im Studium wünschten. Das Forschungsprojekt zeige jetzt, dass Modell- und Reformstudiengängen die Integration von geschlechtersensiblen Inhalten häufiger gelungen ist – in rund der Hälfte der Fakultäten – als Regelstudiengängen.

Das Forschungsprojekt wurde vom Bundesgesundheitsministerium gefördert.