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15.12.2021

Bauchaortenaneurysma
 
Frauen sind unterdiagnostiziert

Berlin (pag) – Ein Bauchaortenaneurysma gilt als tickende Zeitbombe, denn die Gefäßaussackung macht selten Beschwerden, bedroht aber das Leben, wenn sie platzt. Bei Frauen bleiben die Aussackungen häufig unentdeckt, obwohl sie gefährlicher als bei Männern sind, informiert die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG).

Zwei Prozent aller Männer zwischen 65 und 75 Jahren entwickeln an der Bauchschlagader ein Aneurysma, eine krankhafte Ausweitung der Aorta. Beim weiblichen Geschlecht sind in dieser Altersgruppe schätzungsweise nur 0,5 Prozent betroffen. „Bei Frauen kommt ein solches Aneurysma deutlich seltener vor“, sagt DGG-Vizepräsident Prof. Jörg Heckenkamp. Allerdings sei es gefährlicher als bei Männern. Das liege an der Wandstruktur der Schlagaderwand, die anders beschaffen ist. Dieser Unterschied habe zur Folge, dass Aussackungen bei Frauen schneller reißen können und Frauen eine Notoperation seltener überstehen. Männern ab 65 Jahren steht eine einmalige Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Aneurysmen der Bauchschlagader zu. Für Frauen gebe es bisher kein gesetzliches Screening, informiert Heckenkamp. Insgesamt müsse man feststellen, „dass Frauen in Bezug auf Aneurysmen der Bauchschlagader unterdiagnostiziert sind“, betont der Direktor des Zentrums für Gefäßmedizin der Niels-Stensen-Kliniken am Marienhospital Osnabrück.

Die DGG appelliert an Frauen mit Risikofaktoren, sich ab 65 Jahren einmalig einer Ultraschall-Untersuchung unterziehen. Zu diesen Risikopatientinnen zählen Raucherinnen und Ex-Raucherinnen, Frauen mit hohem Blutdruck, mit Gefäßerkrankungen oder Familienangehörigen ersten Grades mit Gefäßaneurysmen. Wer solche Faktoren aufweise, kann seinen Hausarzt ansprechen, der den Ultraschall häufig selbst erbringt. Liegen Risiken vor, übernehmen die Kassen auch die Kosten für den Gefäßcheck, sagt Gefäßchirurg Heckenkamp. Im Fall eines schnell wachsenden BAA kommt bei Frauen ab einem Durchmesser von 50 Millimetern ein operativer Eingriff in Frage. Dieser könne häufig minimalinvasiv erfolgen.

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