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08.12.2023

Pandemie-Studie Defizite bei stationärer Behandlung psychisch Erkrankter

Berlin (pag) – Psychiatrische und psychosomatische Kliniken sowie Tageskliniken hatten während der Pandemie erhebliche Schwierigkeiten, die Routineversorgung von Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen aufrechtzuerhalten. So lautet das zentrale Ergebnis eines vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) geförderten Forschungsprojekts.

Verantwortlich für die Studie ist das Zentrum für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Dem Abschlussbericht zufolge haben sich niedergelassene Psychiater und Psychotherapeuten in der Versorgungssituation schneller an die neue Situation anpassen können. Insbesondere in Zeiten der staatlich vorgegebenen Mobilitätseinschränkungen sei der ambulante Versorgungsbereich stabil gewesen. „Dies hängt vermutlich mit dem schnellen, effizienten Einsatz von digitalen und telemedizinischen Angeboten zusammen“, so das Zi. Dem Institut zufolge waren die Einschränkungen im stationären Sektor für Versicherte mit schweren psychischen Erkrankungen „überaus gravierend“, da diese besonders von intensiven, engmaschigen Behandlungsangeboten abhängig sind. Das Zi verweist auf den signifikanten Anstieg des Suizidrisikos in der Pandemie um 27,4 Prozent im Vergleich zum Kontrollzeitraum.

Laut Untersuchung war die Inanspruchnahme der psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken während der Pandemie in allen Kalendermonaten niedriger als im Monat des Vorjahres. Besonders stark war der Rückgang während des ersten und zweiten Lockdowns. Eine ähnliche Entwicklung wiesen die Tageskliniken auf. Für die Behandlungsminuten durch Niedergelassene zeigte sich eine deutlich reduzierte Inanspruchnahme zum Beginn der Pandemie. Allerdings waren deutlich geringere Unterschiede zwischen den Kohorten während des zweiten Lockdowns zu erkennen. Zudem ließen sich Nachholeffekte im Juni und September 2020 beobachten, sodass die Einschränkungen in der ambulanten Versorgung insgesamt deutlich geringer ausfielen als im voll- und teilstationären Bereich, fasst das Institut seine wichtigste Botschaft zusammen.

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