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30.11.2023

Mangelernährung Gesundheitsrisiko und Kostentreiber

Berlin (pag) – Standardisiertes Risikoscreening und qualifizierte ernährungsmedizinische Kontrollen: Für diese beiden Maßnahmen bei stationären Aufnahmen werben Expertinnen und Experten während der europaweiten „Malnutrition Awareness Week“. Denn laut Deutscher Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) sei jeder vierte Krankenhauspatient von Mangelernährung betroffen, die häufig gar nicht diagnostiziert werde.

„Gründe dafür sind insbesondere das fehlende Ernährungswissen in medizinischen Fachberufen und eine unzureichende Vergütung von ernährungsmedizinischen Maßnahmen im derzeitigen DRG-Abrechnungssystem“, meint DGEM-Präsident Prof. Matthias Pirlich auf der Pressekonferenz zur Aktionswoche. Die Dauer der stationären Behandlung von mangelernährten Menschen sei um über 40 Prozent und die Sterblichkeit sogar um das mehr als Dreifache erhöht. Hinzu kämen erhebliche Mehrkosten in der stationären Behandlung. Pirlich spricht von vier bis sieben Milliarden Euro.

Insbesondere chronisch kranke und ältere Patientinnen und Patienten litten unter diversen ernährungsbedingten Problemen, informiert die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Nicole Erickson. „Laut aktueller Evidenz hat der Ernährungsstatus nachweislich einen Einfluss auf die klinischen Ergebnisse, Lebensqualität und Funktionalität sowie sozioökonomische Konsequenzen.“

Erickson, Pirlich und ihre Mitstreiter stehen hinter der Vienna Declaration. Diese besagt, dass eine effektive Ernährungsversorgung zum Grundrecht auf Nahrung und dem Recht auf Gesundheit gehört. Darauf aufbauend fordert ein Bündnis von 25 medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland ein verpflichtendes Screening auf Mangelernährung und eine leitliniengerechte Ernährungstherapie in der klinischen Behandlung. Das ist ganz im Sinne von Prof. Jutta Hübner, Vertreterin der Deutschen Krebsgesellschaft, denn für Onkologiepatienten stelle sich Mangelernährung besonders kritisch dar. Sie hält fest: „20 bis 30 Prozent aller Krebserkrankten versterben an den Folgen einer Mangelernährung und nicht aufgrund ihrer Krebserkrankung.“

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