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24.07.2023

Krankenhausstudie Strukturreform beschleunigt Handlungsdruck

Berlin (pag) – Die wirtschaftliche Lage der meisten Kliniken hat sich 2022 weiter zugespitzt, ergibt eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger. Einen Aufwärtstrend erwarten die meisten der rund 600 befragten Führungskräfte bis 2027 nicht. Um den Strukturwandel zu schaffen, wollen viele Häuser kooperieren oder verschmelzen.

Konnte 2021 noch rund ein Drittel der Häuser einen Überschuss erzielen, schrieb 2022 schon mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Kliniken Verluste, darunter vor allem viele Krankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft. Nur knapp ein Viertel der Einrichtungen schloss 2022 mit einem Überschuss ab, zeigt die Studie. Für die kommenden Jahre erwarten die Befragten keine grundlegende Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Auch die Erwartungen an die geplante Krankenhausreform sind zum Umfragezeitpunkt im Mai nicht besonders groß. Erst ab 2028 könnten demnach Entlastungseffekte zum Tragen kommen.

Wie groß der Handlungsdruck ist, zeigen die Einschätzungen zur Entwicklung der Klinikzahlen in Deutschland: Gab es 2021 noch knapp 1.900 Krankenhäuser, erwarten 51 Prozent der Teilnehmenden für 2033 eine Zahl von höchstens 1.250. 38 Prozent der Befragten erwarten einen Rückgang auf maximal 1.500 Häuser und elf Prozent gehen in zehn Jahren von bis zu 1.750 Kliniken aus. Mit dem größten Rückgang wird zwischen 2028 bis 2033 gerechnet.

Die meisten Führungskräfte wollen der Studie zufolge den tiefgreifenden Strukturwandel aktiv mitgestalten. Dazu zählen mehr Kooperationen und Fusionen mit anderen Häusern sowie mehr Spezialisierung beim medizinischen Leistungsangebot. Eine offensive und strukturierte Herangehensweise an den Veränderungsprozess attestiert den Klinikchefs auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG): „Sie sehen das Potenzial von Ambulantisierung, sie sehen Fusionen als zentrale Möglichkeit der Konsolidierung. Und sie erwarten auch, dass die Digitalisierung neue Möglichkeiten bietet, die Patientenversorgung effizienter und mit knapper werdenden Fachkräften qualitativ hochwertig sicherzustellen“, kommentiert DKG-Chef Gerald Gaß.

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