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09.06.2023

Krankenhausreform Notfallmediziner für mehr Leistungsgruppen

Berlin (pag) – Intensiv- und Notfallmediziner begrüßen die geplante Krankenhausreform, drängen aber auf mehr Leistungsgruppen. „Die Notfallmedizin muss abgebildet sein“, fordert der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und Mitglied der Krankenhaus-Regierungskommission, Prof. Christian Karagiannidis.

Das NRW-Modell sollte um 20 Leistungsgruppen erweitert werden, insbesondere für die Notfallmedizin und die Infektiologie. Damit wäre eine gute Arbeitsbasis für die kommenden Jahre geschaffen, zeigt sich Karagiannidis mit Blick auf die nächsten Bund-Länder-Gespräche zur Krankenhausreform überzeugt.
Künftig benötigt Deutschland der DGIIN zufolge vor allem Level-II-Krankenhäuser; kleinere Kliniken sollten fusioniert und neue Zentralkrankenhäuser gebaut werden. Zur Finanzierung ist ein Strukturfonds von Bund, Ländern und Krankenkassen im Gespräch. Auch die notwendigen Investitionen in Umweltschutz und Nachhaltigkeit könnten so abgedeckt werden.

Die Kliniken befänden sich in den tiefroten Zahlen, da das Leistungsniveau nach Corona um bis zu 15 Prozent eingebrochen sei: „Das kommt auch nicht mehr wieder“, so Karagiannidis. Da Pflegepersonal abgewandert ist, seien 25 Prozent der High-Tech-Betten sowie 20 Prozent der Normalbetten in den Kliniken durch Personalmangel verloren gegangen.
Der Trend setzt sich weiter fort. Vor allem der demografische Wandel mache sich laut DGIIN-Umfrage bald bei der Personalstärke in den Kliniken bemerkbar. Jede ausscheidende Pflegekraft werde in den kommenden zehn Jahren nur durch eine halbe ersetzt. Karagiannidis: „Wir müssen damit rechnen, dass wir in den nächsten Jahren noch einmal 20 bis 25 Prozent des Personals verlieren.“ Die neu zu schaffenden Strukturen durch die Reform sollen diesen Entwicklungen Rechnung tragen.

Die DGIIN sieht außerdem großen Bedarf bei der Verbesserung des CO2-Fußabdrucks in der Notfallmedizin. Einige Maßnahmen lassen sich aber auch zügig umsetzen, darunter Mülltrennung und der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft, um den Verbrauch von Einwegartikeln zu reduzieren.

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