Gesundheitspolitischer RundumschlagVdek rechnet mit Politik und Ärzten ab
Berlin (pag) – Krisengipfel der Hausärzte im Bundesgesundheitsministerium (BMG): „Entbudgetierungsmist!“; GKV-finanzierte Gesundheitskioske: „Schnapsidee!“; Komfortsprechstunden in der Arztpraxis: „Unerträglich!“. Die Spitzen des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Uwe Klemens und Ulrike Elsner, gehen auf der Neujahrs-Pressekonferenz hart ins Gericht mit Politik und Ärzteschaft. Doch sie machen auch konstruktive Vorschläge.
Elsner würde gerne die Rettungsleitstellen zu Gesundheitsleitstellen umgewandelt wissen. Dort könnten neben Rettungsdienst und Ärztlichem Bereitschaftsdienst eine pflegerische und psychosoziale Notfallversorgung angeboten werden. Die Eckpunkte aus dem BMG zur Notfallreform begrüßt die hauptamtliche Vorstandsvorsitzende, die Integrierten Notfallzentren seien teilweise schon gelebte Realität. „Es fehlen jedoch an den meisten Krankenhäusern die Gemeinsamen Tresen“.
In der ambulanten Versorgung verlangen die Ersatzkassen eine Ausweitung der Sprechstunden von 25 auf 30 pro Woche, mehr Videosprechstunden und verpflichtende Servicestandards wie die Online-Terminvergabe. „Unerträglich“ sei laut Elsner das Angebot von sogenannten Komfortsprechstunden, mit denen sich Versicherte gegen Geld Termine sichern könnten.
Die Ergebnisse des Krisengipfels im BMG mit der Vertragsärzteschaft bezeichnet der ehrenamtliche vdek-Vorsitzende Klemens als „Entbudgetierungsmist“, von dem in erster Linie Hausärzte in Ballungsgebieten profitieren würden. Werde dieses Instrument auch auf fachärztliche Leistungen ausgeweitet, koste das die GKV jährlich zwei Milliarden Euro, graust es Elsner. Und die Finanzsituation der Kassen sei ohnehin angespannt, so Klemens, der eine Dynamisierung der Bundesmittel, eine kostendeckende Finanzierung der Bürgergeldempfängerpauschalen und einen Stopp der Beitragserhöhungen verlangt. Auf der Ausgabenseite müssten dringend die Strukturreformen wie die Krankenhausreform umgesetzt werden, wobei er nicht abzusehen vermag, ab wann diese kostendämpfend wirken könnte.
Geld für die Gesundheitskioske wollen die Ersatzkassen nicht locker machen. Klemens bezeichnet sie als „Schnapsidee“ des Gesundheitsministers Prof. Karl Lauterbach.