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22.09.2023

Hausärzte Frust im „Maschinenraum der Versorgung“

Berlin (pag) – Mit diversen Forderungen wendet sich die Spitze des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, ehemals Deutscher Hausärzteverband, im Vorfeld seiner Delegiertenversammlung an die Politik. Dauerbrenner ist dabei der Ruf nach Entbudgetierung.

„Hamburg hatte zuletzt eine Auszahlungsquote im hausärztlichen Bereich von 75 Prozent“, veranschaulicht Verbandschef Dr. Markus Beier auf der Pressekonferenz vor dem 44. Hausärztinnen- und Hausärztetag das Finanzproblem der Praxen. Das nicht ausgezahlte Viertel bleibe dann bei den Praxisinhabern hängen. Sein Vorschlag: Die Morbiditätsbedingte Gesamtvergütung (MGV) erhalten. Aber dort, wo das Geld nicht ausreiche, müsse die hausärztliche Leistung trotzdem zu 100 Prozent gezahlt werden. Die Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen findet sich zwar im Ampelkoalitionsvertrag wieder, „bisher ist aber nichts passiert“, kritisiert Beier.

Außerdem regt der Vorstand eine Abkehr von der Quartalsfixierung an. Das gebe es sonst in keinem Gesundheitswesen der Welt. Struktur-und Vorhaltepauschalen, wie im stationären Sektor geplant, brauche man auch dringend im hausärztlichen Bereich. Ferner macht sich Beier für Zuschläge für qualifizierte Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter stark. Er bemängelt, dass stattdessen Geld in Gesundheitskioske gesteckt werden solle, mit denen die Praxen dann auch noch ums Personal kämpfen müssten.

Sorgen bereitet dem Vorstand auch die Impfsaison. So gebe es im dritten Jahr nach Corona weiterhin keine Einzeldosen gegen COVID. „Der Beratungsbedarf ist immer noch groß“, hält die erste stellvertretende Bundesvorsitzende Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth außerdem fest. Mit Blick auf die derzeitige Situation in Australien rechnet Beier auch in Deutschland mit einer entsprechenden Grippewelle.

Der Mangel an Antibiotika und Fiebersäften für Kinder sei ebenfalls bei den Hausärzten spürbar, schließlich würden dort laut Buhlinger-Göpfarth 40 Prozent der Null- bis 21-Jährigen versorgt. Generell sei die Lage in den Praxen sehr angespannt, das Personal erschöpft und frustriert. Buhlinger-Göpfarth: „Wir sind der Maschinenraum der Versorgung. Und die Maschinen laufen heiß.“

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