Hartmannbund Wirtschaftlichkeit im SGB V neu interpretieren
Berlin (pag) – Der Arbeitskreis der „Jungen Ärztinnen und Ärzte“ des Hartmannbundes regt eine Debatte über die zeitgemäße Interpretation des Begriffs Wirtschaftlichkeit nach § 12 SGB V an. Bei der Einhaltung des Wirtschaftlichkeitsgebotes dürfe es nicht nur um vordergründig finanzielle Gesichtspunkte gehen. Auch der Nachhaltigkeitsaspekt müsse berücksichtigt werden. Beides sei unlösbar miteinander verknüpft.
Es gibt verschiedene Medikamente und Behandlungsmethoden, die für die Patientinnen und Patienten die gleiche Wirkung haben, aber sehr unterschiedliche Treibhausgasemissionen erzeugen“, erläutert Dr. Moritz Völker, Vorsitzender des Arbeitskreises. Oft würden die viel klimaschädlicheren Varianten herangezogen. „Und das nicht aus bösem Willen, sondern vermutlich aus Unwissenheit und Gewohnheit.“ Dieses Vorgehen sei aber mittelfristig absolut unwirtschaftlich, da für den Lebensraum enorme Folgekosten entstehen, betont Völker. Als Beispiel nennt er Dosieraerosole für Asthmatiker, die einen etwa 30-Mal höheren Treibhausgaseffekt als Pulverinhalatoren aufwiesen. Trotzdem würden sie weitaus öfter verschrieben. Das gleiche gelte für Anästhiesegase gegenüber intravenösen Anästhesien.
Der Arbeitskreis verlangt, dass dieser Aspekt besser kommuniziert werden müsse – genannt werden sowohl Patienten als auch Ärzte. Übersichten, Hinweise durch die Kostenträger und Aufklärungsbögen für die Patienten könnten ein Baustein sein, heißt es.
Grundsätzlich plädieren die Ärztinnen und Ärzte dafür, den ökologischen Fußabdruck eines Medikaments unter § 12 des SGB V zu implementieren beziehungsweise den Aspekt der Wirtschaftlichkeit auch auf die Folgekosten hin zu interpretieren. Bei gleicher Wirkung sollte zukünftig die klimafreundlichere Wahl getroffen werden. „Wenn wir nicht einmal solche eigentlich offensichtlichen, schnell umsetzbaren und kostenneutralen Änderungen umsetzen können, haben wir keine Chance, unser Klima zu retten“, schreiben die Ärztinnen und Ärzte.