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10.01.2024

Krisengipfel Lauterbach kündigt Entbudgetierung für Hausärzte an

Berlin (pag) – Nach dem Krisengipfel im Bundesgesundheitsministerium kündigt Minister Prof. Karl Lauterbach eine grundlegende Reform der hausärztlichen Honorierung inklusive Entbudgetierung an. Er verspricht: „Wir wollen die Praxen entökonomisieren.“

Die Reform der hausärztlichen Honorierung ist zentrales Element eines „Maßnahmenpakets zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung“. Sie basiert im Wesentlichen auf drei Bausteinen. Erstens: Entbudgetierung aller Leistungen der allgemeinen hausärztlichen Versorgung. Dabei sollen die Leistungen in eine „Hausarzt-Morbiditätsorientierte Gesamtvergütung“ (MGV) überführt werden. Recht diese nicht aus, müssen die Krankenkassen Ausgleichszahlungen leisten. Die mögliche Mehrausgaben verortet der Minister im dreistelligen Millionenbereich.

Zweitens: Lauterbach will eine jahresbezogene hausärztliche Versorgungspauschale für erwachsene Chroniker etablieren. Diese ist beim ersten Arzt-Patienten-Kontakt abrechenbar. Funktionieren soll das ganze mittels eines Einschreibesystems. Die Pauschale wird unabhängig von der Zahl der Praxisbesuche gezahlt. Lauterbach erwartet deutlich weniger Patienten in den Hausarztpraxen, weil ohne den Quartalszwang künftig vieles telefonisch erledigt werden könne. Für die verbleibenden Patienten habe der Arzt dann umso mehr Zeit.

Drittens: In Anlehnung an die Krankenhausreform wird eine hausärztliche Vorhaltepauschale für „echte Versorgerpraxen“ eingeführt. Diese ist abrechenbar, wenn bestimmte Kriterien – wie etwa Hausbesuche – erfüllt sind.

Von einer weiteren Neuerung profitieren auch die niedergelassenen Fachärzte: Der Minister will fast vollständig auf Arzneimittelregresse verzichten. Eine Bagatellgrenze soll dafür sorgen, dass 80 Prozent der derzeitigen Regressfälle entfallen.
Die Pläne will Lauterbach im ersten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz unterbringen, noch im Januar soll ein Referentenentwurf vorliegen.
Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, lobt die Pläne und mahnt deren zeitnahe Umsetzung an, denn der Versorgungsnotstand der Bevölkerung werde immer akuter. Enttäuscht zeigen sich Verbände niedergelassener Fachärzte. Sie fordern eine Ausweitung der Entbudgetierung auf weitere Arztgruppen.

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