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11.03.2024

BKK-Forderung Betriebsärzte in die Primärversorgung

Berlin (pag) – In der Veranstaltungsreihe „BKK Innovativ“ des Dachverbands der Betriebskrankenkassen äußert Dr. Lars Nachbar einen Vorschlag, der durchaus Wellen schlagen könnte: Betriebsärzte sollten in die Primärversorgung eingebunden werden. Nachbar ist Leiter der Abteilung Gesundheitswesen in der Volkswagen AG. Er findet auf der Veranstaltung nicht nur Zuspruch bei BKK-Vertretern. Auch SPD-Gesundheitspolitiker Dr. Herbert Wollmann bezeichnet die Idee als „charmant“.

„Es wäre eine Entlastung, wenn Betriebsärzte an der Allgemeinversorgung teilnehmen würden“, befindet Bundestagsmitglied Wollmann. Allerdings sei das Thema noch nicht auf der gesundheitspolitischen Agenda. Wollmann glaubt aber, dass diese Idee auf Sympathien im Bundesgesundheitsministerium (BMG) stößt. Wollmann selbst will sie in der Arbeitsgemeinschaft Gesundheit der SPD-Fraktion zur Diskussion stellen.

Der BKK-Dachverband plant, mit dem Vorschlag gesundheitspolitisch hausieren zu gehen, verrät Vorständin Anne-Kathrin Klemm. Medizinische Grundversorgung sei Standortfaktor und für die Jobentscheidung von Fachkräften wichtig. „Gerade in unterversorgten Gebieten, aber nicht nur dort“ könnten Werksärzte in die Primärversorgung integriert werden.

Das fordert auch Audi-BKK-Vorstand Dirk Lauenstein. „Wir haben einen Versorgungsnotstand“, konstatiert er. Realität sei mitunter, dass viele Versicherte nur deswegen von der Arbeitsunfähigkeit in den Krankengeldbezug rutschen, weil sie nicht rechtzeitig in die (fach-)ärztliche Behandlung gekommen seien. „Das, was wir leisten, endet am Werkszaun“, konstatiert Nachbar. Er fragt sich, warum Betriebsärzte keine Dauermedikamente oder Hilfsmittel verordnen dürfen.

Wollmann gibt den Anhängern dieser Idee zu bedenken, dass sie womöglich auf Widerstand der organisierten Vertragsärzteschaft treffen. „Jeder hat viel zu tun, aber wenn es darum geht, Gelder anders zu verteilen, blockieren viele“, sagt er. Dessen ist sich Klemm bewusst. Sie wünscht sich aber: „Wir sollten diese Ressource nutzen und nicht gedanklich schon in den Verteilungskampf gehen.“

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