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23.06.2023

Krankenhausreform Regierungskommission empfiehlt Zentrenbehandlung

Berlin (pag) – In ihrer fünften Stellungnahme rät die Krankenhaus-Regierungskommission zur Spezialisierung und Konzentration bei der Behandlung von Krebs, Schlaganfällen und Endoprothetik. Leben könnten gerettet und Lebensqualität erhöht werden.

Würden alle Schlaganfall-Patienten in Stroke Units behandelt, könnten circa 5.000 Todesfälle im Jahr vermieden werden. Würden alle Krebspatienten in Zentren behandelt, könnten rund 20.000 Lebensjahre gewonnen werden, hält Prof. Tom Bschor, Koordinator der Krankenhaus-Regierungskommission, fest. Zusammen mit anderen Mitgliedern seines Expertenkreises und Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) stellt er die sogenannte Potenzialanalyse vor. Weiteres Ergebnis: In der Endoprothetik könnte die Anzahl der Revisionsoperationen (Knie- und Hüft-Totalendoprothesen) durch eine ausschließliche Zentrenbehandlung um 600 Eingriffe im Jahr gemindert werden. Die Grundlage der Expertise bilden Routinedaten der Krankenkassen, Qualitätsberichte der Krankenhäuser sowie medizinische Register und Informationen der Fachgesellschaften.

Lauterbach fühlt sich durch die Analyse in seinen Reformplänen und seiner dort angepeilten Qualitätsoffensive bestätigt. „Lieber keine Reform, als wenn wir die Qualitätsdefizite ungelöst ließen“. Sein Plan: Erfüllen die Häuser die Qualitätskriterien nicht, die die jeweiligen Leistungsgruppen vorgeben, gibt es für diese Häuser kein Geld.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) bezeichnet die Stellungnahme als „wissenschaftlich zweifelhaft“. In den vergangenen Jahren hätte die Anzahl der Stroke Units zugenommen, argumentiert ihr Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß. Das gelte auch für die zertifizierten Krebszentren. Geschehen sei dies aus Eigeninitiative der Kliniken und „nicht durch Zwangsmaßnahmen aus dem Bundesgesundheitsministerium“.

Der AOK-Bundesverband insistiert angesichts der Analyse darauf, die Reform unter dem Primat der Qualität zu stellen. „Bund und Länder dürfen auf den letzten Metern keine Abstriche zulasten der Patientensicherheit machen, indem sie sinnvolle Qualitätsvorgaben durch allgemeine Öffnungsklauseln konterkarieren“, fordert seine Chefin Dr. Carola Reimann.

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