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12.03.2020

DDG Diabetes-Versorgung: Warnung vor unhaltbaren Zuständen

Berlin (pag) – Gut sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Diabetes, jedes Jahr kommen mehr als 500.000 Neuerkrankungen hinzu. Zugleich schließen Fachabteilungen an Krankenhäusern. Und die Deutsche Diabetes Gesellschaft warnt vor einem „eklatanten Nachwuchsmangel“. Für die Versorgung sei das ein unhaltbarer Zustand.

Jeder sechste Patient, der in einem deutschen Krankenhaus behandelt wird, habe Diabetes, erklärt Prof. Monika Kellerer, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Das entspreche einer Zunahme von 27 Prozent innerhalb der vergangenen zehn Jahre.
Zugleich, beklagt die DDG-Präsidentin, würden Fachabteilungen in Krankenhäusern aus finanziellen Gründen geschlossen. Die Kapazitäten hätten sich „seit 1991 fast halbiert“, heißt es in einer Mitteilung. Doch damit nicht genug: Sorge bereitet den Fachleuten auch das „Aussterben der klinischen Diabetologie an den Universitäten“, was zu Problemen in der Ausbildung führe. Die DDG prognostiziert angesichts des Rückbaus und der gleichzeitig steigenden Patientenzahl schon jetzt „einen eklatanten Nachwuchsmangel“ für die Zukunft. Die Wissenschaftsministerien seien hier gefordert, Druck auszuüben, sagt Kellerer.

Ein weitere Forderung an die Politik: Die im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD vereinbarte Nationale Diabetes-Strategie solle endlich umgesetzt werden, fordert Kellerer. „Die taktischen Scharmützel müssen beendet werden.“ Größter Streitpunkt unter den Regierungsparteien ist der Zucker. Während sich die Gesundheitspolitiker beider Fraktionen weitgehend einig sind, stellen sich Ernährungspolitiker der Union quer bei dem Vorhaben, Unternehmen zu einer Zuckerreduktion in der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln zu zwingen. Kellerer macht deutlich: „Ich halte nichts davon, die Ernährung auszuklammern.“ Eine nationale Diabetes-Strategie, die die Ernährung nicht berücksichtige, sei in ihren Augen keine Strategie.