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22.03.2024

MVZ-Studie Evidenz statt Anekdoten

Berlin (pag) – Die Debatte um Rosinenpickerei an Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) basiert nicht auf Evidenz, sondern auf Mutmaßungen und Anekdoten, kritisiert Prof. Frank-Ulrich Fricke. Der Gesundheitsökonom von der TH Nürnberg hat im Auftrag des Verbandes der Akkreditierten Labore in der Medizin und des Bundesverbandes der Betreiber Medizinischer Versorgungszentren eine Studie zum Abrechnungsverhalten durchgeführt.

Der Titel der Analyse: „Evidenz hilft: Beeinflusst die Übernahme durch private, nicht-ärztliche Kapitalgeber das Abrechnungsverhalten von MVZ?“. Dieser verspricht mehr als die Studie hält. Fricke kommt zu dem Schluss, dass die Untersuchung der Vorwürfe mit Routinedaten ohne besonderen Aufwand möglich wäre. Die Auftraggeber halten regelmäßig Auffälligkeitsprüfungen für sinnvoll, zumal sie meist automatisiert durchführbar seien. Fricke resümiert: „Mit der vorliegenden explorativen Studie wird ein praktikabler Ansatz vorgestellt, der vergleichende Untersuchungen des Abrechnungsverhaltens von ambulanten Einrichtungen auf Basis vorhandener Daten ermöglicht.“

Ob die Übernahme durch nicht-ärztliche Kapitalgeber das Abrechnungsverhalten beeinflusst, beantwortet der Ökonom jedoch nicht, denn die Fallstudie ist nicht repräsentativ: Lediglich 17 Einrichtungen in neun KV-Regionen haben teilgenommen – zu wenige, „um generalisierende Aussagen über die Machbarkeit der Untersuchung hinaus treffen zu können“, schränkt Fricke ein. Betrachtet wurde ein Zeitraum von vier Quartalen vor und vier Quartalen nach der Beteiligung eines privaten Kapitalgebers am MVZ.

Als Beleg für eine Rosinenpickerei der MVZ gilt eine Studie des IGES-Instituts. Fricke kritisiert, dass die Studie zwar im Abstract zu dem Ergebnis komme, dass in MVZ höhere Behandlungskosten abgerechnet würden als in Einzelpraxen. Dennoch impliziere der Bericht diese Schlussfolgerung nicht. „Ich vermute einfach, dass die Zeit im politischen Geschäft nicht ausreicht, mehr als das jeweilige Abstract zu lesen.“ Zwar werfe die Studie einige methodische Fragestellungen auf, aber aus dem Tabellenteil seien keine Vorwürfe ableitbar.