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25.02.2020

Neues Bemessungsinstrument Pflegeheime brauchen mehr Assistenzkräfte

Berlin (pag) – Die Politik will eine bundesweit einheitliche Personalbemessung in der Pflege. Auf einer Fachtagung präsentiert die Universität Bremen ihren zweiten Zwischenbericht zur Entwicklung des Verfahrens sowie erste Berechnungen auf Basis des entworfenen Bemessungsinstruments.

Zur Ermittlung des Personalbedarfs haben die Wissenschaftler um Prof. Heinz Rothgang, Universität Bremen, Daten aus mehr als 60 Einrichtungen der stationären Langzeitpflege gesammelt. Damit liegen für jede Pflegeleistung aufgeschlüsselt nach Pflegegrad detaillierte Angaben über die benötigte Zeit und die erforderliche Qualifikation der Pflegekraft vor.
Auf dieser Grundlage soll künftig der Personalbedarf einer Pflegeeinrichtung individuell und in Abhängigkeit von der Bewohnerstruktur berechnet werden können. Ersten Berechnungen auf Grundlage des neuen Bemessungsinstruments zufolge fehlen bereits heute 119.000 Vollzeitkräfte in der stationären Langzeitpflege.
Der Mangel resultiere vor allem aus einer deutlich zu geringen Zahl an Assistenzkräften in den Heimen. Ihre Zahl müsse laut dem Bericht um 69 Prozent steigen, wohingegen bei den Fachkräften bereits ein zeitgleicher Zuwachs um 3,5 Prozent genügen würde, wenn die Aufgabenteilung entlang der unterschiedlichen Qualifikationen angepasst würde.
SPD und CDU begrüßen in ersten Stellungnahmen die Erkenntnisse der Gutachter. Mahnende Worte kommen hingegen von der pflegepolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion, Kordula Schulz-Asche: „Wir müssen aufpassen, dass anspruchsvolle Fachpflege nicht an Hilfspersonal ausgelagert wird.“ Auch Verdi befürchtet eine Absenkung der Fachkraftquote und fordert von der Politik pflegegradunabhängige Sockelwerte, die „nicht unterschritten werden dürfen“.
Für die Anwendung des neuen Bemessungsinstruments empfehlen die Bremer Wissenschaftler einen Einstieg über Modellprojekte sowie einen „längerfristigen Übergangsprozess“. Ihren Abschlussbericht wollen sie im Juni 2020 vorlegen.