Direkt zu:

07.12.2023

Barmer Pflegereport prangert Versorgungsdefizite an

Berlin (pag) – Bis zu 1,3 Millionen Krankenhausaufenthalte bei Pflegebedürftigen wären jährlich potenziell vermeidbar, wenn Patientinnen und Patienten besser versorgt würden. Dafür müsste ihr individueller pflegerischer und medizinischer Bedarf stärker berücksichtigt werden. Das legen die Ergebnisse des Pflegereports der Barmer nahe.

Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige werden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt. Um das zu ändern, brauchen wir dringend neue, effizientere Versorgungsstrukturen“, verlangt Prof. Christoph Straub. Das könnten wohnortnahe, sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen sein. Der Vorstandsvorsitzende der Barmer will, dass Bund und Länder solche sektorenübergreifenden Einrichtungen im Rahmen der Krankenhausreform etablieren.

Dem Report zufolge waren zwischen den Jahren 2017 und 2022 monatlich im Schnitt rund 280.000 pflegebedürftige und kurz vor der Pflegebedürftigkeit stehende Patienten in einer Krankenhausbehandlung. Dabei handelte es sich häufig um ambulant-sensitive oder Pflegeheim-sensitive Fälle, die unter besseren medizinischen Bedingungen von der Hausarztpraxis oder im Pflegeheim behandelt werden können. Dazu zählen Patienten mit Herzinsuffizienz, monatlich rund 15.900 Krankenhausfälle, und mit Diabetes mellitus Typ 2, monatlich etwa 4.000 Fälle. „Bei einer gezielteren Versorgung im Vorfeld müssten Pflegebedürftige mit entsprechenden Erkrankungen meist gar nicht erst in ein Krankenhaus. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen“, betont Studienautor Prof. Heinz Rothgang von der Universität Bremen.

Knapp ein Viertel der Krankenhauspatienten war laut Pflegereport im vergangenen Jahr bereits vor der Aufnahme in die Klinik pflegebedürftig. Rund 275.000 Menschen beziehungsweise 1,9 Prozent wurden dies unmittelbar im Anschluss an die stationäre Behandlung. „Wer nach einem Krankenhausaufenthalt pflegebedürftig wird, liegt zuvor länger in der Klinik. Im Vergleich zu nicht pflegebedürftigen Patienten sind das durchschnittlich 3,4 Tage mehr“, sagt Rothgang. Kassenchef Straub fordert die Länder auf, den Ausbau der Kurzzeitpflege stärker zu fördern, um die Angehörigen zu entlasten.